Von L'Oreal über Gucci bis Nestle - viel weiter reicht er nicht, der weibliche Horizont - so sehen das offensichtlich die Fondsmanager der deutschen Gesellschaft Value Management und Research (VMR). Sie haben als weltweit erster Aktienfonds mit "frauenspezifischem Branchenmix" diese Woche in Linz den "VMR Woman's World Fund" präsentiert. Das "Frauenspezifische" an diesem Fonds ist, dass er mehrheitlich Aktien von Unternehmen beinhaltet, die auch uns wirtschaftlich ungebildeten Frauchen ein Begriff sind. Durch bekannte, klingende Namen wie Gucci, L'Oréal, aber auch Nokia und Nestle soll vor allem das schwache Geschlecht zum Kauf von Fonds-Anteilen bewegt werden. Eh klar, wenn sich Frauen schon ihr hübsches Köpfchen mit so unerotischen und komplizierten Dingen wie Aktien und Wertpapieren zerbrechen müssen, dann sollte es zumindest am Rande mit den typisch weiblichen Bereichen wie schöne teure Mode, Haushalt, Kosmetik und vor allem Kinderpflege zu tun haben - dadurch fällt es frau vielleicht auch leichter in die bisher fast ausschließlich männliche Finanz-Domäne einzudringen. Nur fünf Prozent Frauen investieren derzeit in Österreich und Deutschland in Fonds, wird kritisch angemerkt - mann vergißt aber auch gerne, dass immer noch viele Frauen finanziell von ihren Ehemännern abhängig sind, 400.000 Frauen gar keine eigenständige Pension beziehen und die durchschnittliche Alterspensionistin ohnehin an der Armutsgrenze lebt - so schaut sie aus, die "andere" Welt der Frauen - abseits von Gucci und L'Oreal. Aber abgesehen von diesen wirklich armen Menschen, die wohl kaum jemals in die Verlegenheit kommen werden, sich ihren stresszermarterten Kopf darüber zerbrechen zu müssen, ob sie ihre paar Nätsch, die ihnen vom Teilzeitjob an der Supermarktkassa und nicht geleisteten Alimenten übrigbleiben, in Microsoft oder doch lieber Nestle-Aktien anlegen sollen -- abgesehen davon also wäre es ja prinzipiell keine schlechte Idee, mehr Frauen für die Börse zu interessieren und zur Geldanlage in Form von Aktien zu motivieren. Ob aber ein derartig klischeehaft zusammengesetzter Frauenfonds dafür geeignet ist, wage ich hier anzuzweifeln. So naiv und ungebildet, wie die Banker uns das weismachen wollen, sind wir Frauen noch lange nicht. Das beweisen eindrucksvoll jene Frauen, die sich bereits auf das Börseparkett gewagt haben. Sie sind generell gesehen die besseren Anleger als Männer - das können inzwischen zahlreiche Studien in den USA und in Deutschland anhand von Fakten nachweisen. Frauen hinterfragen mehr, sind risikobewusster und erzielen mit ihren Depots durchwegs höhere Gewinne als das andere Geschlecht, das hat zum Beispiel die deutsche Direktanlagebank bei einer Umfrage im Vorjahr herausgefunden. Darum nun ein Vorschlag an die Fondsmanager: Agiert auch bei Männern nach demselben Strickmuster und entwickelt doch lieber spezielle Fonds für "richtige Männer", zum Beispiel mit Aktien von Pitralon, Rapid oder Porsche - und überlasst uns Frauen das Kapital zum Spekulieren an den Weltbörsen!!!