Ursprünglich war man Ende der 70er-Jahre nur auf der Suche nach einer sinnvollen Verwendung des bereits teilweise eingestürzten Schlosses Hagenberg im Mühlviertel, 20 Kilometer nordöstlich von Linz. Inzwischen arbeiten im Softwarepark Hagenberg über 800 Beschäftigte in rund 35 Firmen, acht Forschungsinstituten und unterschiedlichen Ausbildungseinrichtungen. 1300 Studierende lernen in sieben verschiedenen Studiengängen der Fachhochschule alles über Software Engineering oder Medientechnik und -design.

"Dieses Technologiezentrum ist einmalig in Österreich - und wahrscheinlich sogar auf der ganzen Welt", sagt der Manager des Softwareparks Hagenberg, Peter Berner. Das Erfolgskonzept fand der international bekannte Mathematiker Professor Bruno Buchberger, der 1989 als Erster mit seinem Research Institute for Symbolic Computation (RISC) von der Johannes-Kepler-Universität nach Hagenberg übersiedelte. Seine simple und doch zugleich hochkomplexe Formel lautet: ein Drittel Wirtschaft, ein Drittel Forschung und ein Drittel Ausbildung im Softwarebereich. "Die Quelle ist die Forschung, das Ziel ist der wirtschaftliche Erfolg", fasst Berner zusammen. "Wir haben immer wieder Besucher aus anderen Ländern, die sich anschauen wollen, wie wir hier arbeiten", berichtet er.

Netzwerk vor Ort

Heute ist es nichts Ungewöhnliches, wenn fertig ausgebildete Fachhochschulabsolventen in eine der Technologiefirmen auf dem Campus wechseln, bei denen sie schon während ihres Studiums Praktika absolviert oder Projekte durchgeführt haben. Auch das Bundesoberstufen-Realgymnasium für Kommunikation befindet sich seit 2002 auf dem Gelände. Eine "einzigartige, sehr praxisorientierte Zusammenarbeit" verbindet die verschiedenen Bereiche. "Wir konzentrieren uns auf ein Gebiet und machen sehr vieles gemeinsam", sagt Berner. Gehen neue Aufträge für Technologieprojekte ein, werden sie stets an alle Mieter weitergeleitet. "Wer sich bei uns als Erster meldet, koordiniert dann die Arbeit", sagt Berner, bei dessen Softwarepark-Management alle Fäden zusammenlaufen. "Das hat bei uns einen One-Stop-Charakter." Immer mehr Institute wurden gegründet, acht Forschungsinstitute gibt es inzwischen, alle mit beeindruckenden Abkürzungen versehen.

Zum Beispiel das FAW (Institut für Anwendungsorientierte Wissensverarbeitung), das FLLL (Fuzzy Logic Laboratorium Linz), das SCCH (Software Competence Center Hagenberg) und das F&E Competence Center der FH-Hagenberg.

Als vorläufig letzte kamen im Jahr 2003 das KI-I (Kompetenznetzwerk Informationstechnologie zur Förderung der Integration von Menschen mit Behinderung) und das UAR (Upper Austrian Research, Forschungsabteilung für Medizin-Informatik) dazu. Und der Softwarepark wächst: Waren es zu Beginn nur 550 Quadratmeter Fläche, die genutzt wurde, erweiterte sich das Technologiezentrum Oberösterreichs nach und nach auf heute achttausend Quadratmeter für Büros, 8600 Quadratmeter für die Fachhochschule, sechshundert Studentenheimplätze und eine umfassende Infrastruktur. "Wir werden die Bürokapazität bis Mitte 2006 weiter massiv aufstocken", sagt Berner. Die Bauarbeiten für zwei neue Bürogebäuden haben bereits begonnen. Ein drittes befindet sich in Planung. Dazu sollen ein neues Hotel und neue Sport-und Freizeitmöglichkeiten kommen. Denn Freizeitangebote gibt es in Hagenberg noch zu wenige.

Der Softwarepark ist inzwischen so groß geworden, dass zur besseren Orientierung ein elektronisches Leitsystem eingerichtet werden soll. "Es gibt noch viele Firmen, die sich bei uns ansiedeln wollen", sagt Berner. Existenzgründer werden gefördert. "Sie bekommen für ein bis zu 75 Quadratmeter großes Büro drei Jahre lang Mietzuschüsse." Zudem erhalten sie direkten Zugang zu Forschungsinstituten und Fachhochschulstudiengängen für gemeinsame Projekte und und zum Know-how der Firmen des Softwareparks. Damit sind sie von Beginn an ein Teil des Netzwerkes im Softwarepark Hagenberg. (Johannes Klostermeier/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7. 11. 2005)