Bild nicht mehr verfügbar.

Akhenaton (Mitte) und seine Crew IAM aus Marseille: harte Raps aus französischen Satellitenstädten.

Foto: AP /Hostile Records
Wien - "Ich habe mein Leben in den Abfalleimern begonnen / In einem Viertel voller Süchtiger, in dem beim Gehen die zerquetschten Kakerlaken unter den Sohlen knirschen . . ."

Akhenaton, Chef der aus Marseille kommenden Rap-Crew

IAM, dokumentiert als einer der führenden Köpfe im französischen Rap schon seit Beginn der 90er-Jahre die tristen Lebensumstände an der Peripherie der großen Städte - und am Rande der Gesellschaft.

Beeinflusst vom harten und politischen Rap US-amerikanischer Prägung wie Public Enemy oder Niggers With Attitude aus den 80er-Jahren, steht allerdings in Frankreich als nach den USA weltweit zweitgrößtem Markt für HipHop-Kultur noch immer die schonungslose Dokumentation von Istzuständen im Vordergrund.

Bands wie Alliance Ethnik, Menelik, der französische Superstar MC Solaar mit seiner frühen Banlieue-Studie Paradisiaque und vor allem die immer wieder mit Radio- und Auftrittsverboten belegten und von der Staatsanwaltschaft verfolgten

Ministère Amer, NTM oder gegenwärtig Monsieur R gelten deshalb bei den Kids aus den Immigrantengettos auch als Helden der Revolte.

Schon vor 15 Jahren mussten sich wegen ihrer "brutalen" Texte deshalb angesichts einer absurd hohen Geldstrafe Ministère Amer auflösen. Und NTM wurden 1995 wegen ihres Stücks La Police ("Gib mir die Kugeln für die Stadtpolizei / Gib mir eine Pistole / Fick die Polizei!") von der Justiz mit einer dreimonatigen Haftstrafe sowie einem halbjährigen Auftrittsverbot belegt: "Aufruf zum Polizistenmord ohne Folgen". Später sollten sie relativieren: Pose Ton Gun (Put Down Your Gun).

Gerade muss sich Monsieur R wegen seines neu- en Albums Politique- ment Incorrect verantworten: "Frankreich ist eine Schlampe / Vergiss nicht, sie zu ficken und wie eine Hure zu behandeln / Ich richte mich an meine Brüder, die am Existenzminimum leben / Wir dürfen uns nicht weiterentwickeln, weil wir schwarz sind / Du verstehst, dass mein Hass vom Schmerz genährt wird." (schach/DER STANDARD, Printausgabe, 8.11.2005)