Graz - Josef Bluehweiss, Rosa Biller, Yichak Danziger, Oskar Eckhaus, Elsa Heller, Emma Klein, Adele Kurzweil, Stefanie Kasner und Klara Stern - das sind nur einige der über 500 Namen von steirischen Juden, die von den Nationalsozialisten getötet wurden.

Es ist eine schlichte, aber immer wieder eindrucksvolle Form, das Ausmaß an Leid, das Menschen im Holocaust angetan wurde, auch nur ansatzweise zu veranschaulichen. Man spricht nicht von Zahlen, "Opfern" oder "Toten", sondern listet ihre Namen auf: Schon taucht aus der Vergangenheit einer Stadt eine Ahnung auf. Die Ahnung von Männern und Frauen, von Kindern und Jugendlichen, deren Lebensgeschichten in den Häusern und Straßen, die noch immer da sind, gespielt haben - ehe sie gewaltsam beendet wurden.

Am Montag enthüllte Oberrabbiner Chaim Eisenberg gemeinsam mit Bundespräsident Heinz Fischer, dem Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl, Landeshauptmann Franz Voves, Staatssekretär Franz Morak und dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Gérard Sonnenschein, eine Tafel, die in der Grazer Synagoge an diese Toten erinnern soll.

Er habe vor fünf Jahren, als die im Novemberpogrom 1938 zerstörte Synagoge wieder errichtet wurde, Sorge gehabt, wie es der nur mehr wenige Mitglieder zählenden Kultusgemeinde ergehen werde, erzählte Eisenberg. Doch mit dem neuen Haus, in dem neben Gottesdiensten auch regelmäßig Kulturveranstaltungen statt finden, kam neues Leben in die Gemeinde, heute zählt sie rund 120 Mitglieder. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten 1953 Juden in Graz.

"Minhag Styria - Jüdisches Leben in der Steiermark" ist die in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Wien entstandene Ausstellung über die im Mittelalter beginnende Geschichte der steirischen Juden und ihre Bräuche. Fischer fand in seiner Eröffnungsrede persönliche Worte: Er wurde genau einen Monat vor dem 9. November 1938 in Graz geboren, diese Verbrechen haben sich alle "noch zu meinen Lebzeiten" abgespielt. In der Schau im Keller der Synagoge sind bis Juni 2006 neben Urkunden und Kultgegenständen auch Fotografien jüdischer Familien sowie Dokumente von Gräberschändungen jüngster Zeit zu sehen. (DER STANDARD, Printausgabe, 8.11.2005)