"Das ist doch der Gorbi!" Mit diesen Worten gaben sich die Wienerinnen und Wiener verwundert, die am Mittwoch am Bahnhof in Floridsdorf unterwegs waren. Denn Michail Gorbatschow, früherer sowjetische Staatschef, kam Dienstag Abend in die Bundeshauptstadt, um einen Werbefilm für die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) zu drehen. Mit dem Slogan "Perestroika in den ÖBB" stellt er seine Schauspielkunst unter Beweis ...

Nach Arnold Schwarzenegger, Roger Moore, Toni Polster und Jackie Chan legt sich nun der ehemalige Spitzenpolitiker für die ÖBB ins Zeug. Das gab die Kommunikationschefin Viktoria Kickinger erst Mittwoch Nachmittag gegenüber bekannt, um "den großen Rummel zu vermeiden". Die Entscheidung, den 69-jährigen Gorbatschow für den Spot gewonnen zu haben, fiel – nach dreiwöchigen Verhandlungen – erst letzten Freitag, sagte Kickinger.

"Gorbi" gab sich bei den Dreharbeiten "richtig professionell", meinte die Kommunikationschefin. "Es musste keine einzige Szene wiederholt werden." Auch Xaver Schwarzenberger, der die Regie für den Spot übernahm, meinte: "Herr Gorbatschow hat Talent wie ein Hollywood-Star."

Die erste Klappe fiel um 7.30 Uhr am Personenbahnhof im 21. Bezirk, weiter gedreht wurde am Güterbahnhof Kledering in Favoriten. "Die Staatspolizei war informiert, um ein reibungsloses Filmen zu garantieren", so Kickinger. "Danach gab Herr Gorbatschow den Schaulustigen sogar Autogramme." Der früherer russische Staatschef werde den Werbetext in seiner Muttersprache reden, mit Hilfe von Untertitel werde das Ganze übersetzt. Die ÖBB begründete die "genau berechnete" Personalauswahl damit, dass der 69-Jährige für "den positiven Wandel und eine erfolgreiche Revolution" stehe.

Der Coup, den früheren Kremlchef vor die Kamera zu holen, gelang ÖBB-Generaldirektor Helmut Draxler mit der Hilfe der langjährigen Freundschaft zu Alt-Bundeskanzler Franz Vranitzky. "Die drei waren gestern Abend zusammen essen", weiß Kickinger. Gorbatschow werde noch bis Donnerstag früh in Wien bleiben, ab da sei bei den Aufnahmen ein Filmdouble für den ehemaligen Präsidenten im Einsatz. (APA)