"Womit Firmen in einem globalisierten Umfeld heute noch Wertsteigerungen schaffen können, ist das Produktionsgut Wissen", meint Bruno Haid, Geschäftsführer von System One. Das in Wien und Innsbruck ansässige Start-up will Unternehmen Werkzeuge in die Hand geben, um die Wissens- und Erfahrungsprozesse ihrer Mitarbeiter zu erfassen und davon ausgehend Innovationsprozesse einzuleiten. Dabei setzen Haid und sein Team auf Lösungen und Modelle, die in den vergangenen Jahren das Internet grundlegend verändert haben.

Kulturrevolution

Millionen von Menschen nutzen heute das Netz, um Informationen und Erfahrungen auszutauschen. Aus dem vermeintlichen E-Commerce-Eldorado Internet ist eine Kollaborationsplattform geworden. Soziale Software, wie Weblogs oder Wikis, haben eine Kulturrevolution eingeleitet, deren Basis der maschinell unterstützte Austausch von Informationen zum gegenseitigen Nutzen ist.

Collaboration rules

"Kollaboration regiert", konstatierte unlängst auch die renommierte "Harvard Business Review". Kollaborative Strukturen, wie sie bei der Entwicklung der Open-Source-Software Linux zum Tragen kommen, gelten längst auch für konventionelle Unternehmen als vorbildhaft. So setzt etwa der japanische Autobauer Toyota mit durchschlagendem Erfolg auf abgeflachte Hierarchien und den durch Kommunikationstechnologien verstärkten regen kommunikativen Austausch seiner Mitarbeiter. Wissen wird in einem solchen Umfeld zum Allgemeingut und zum jedermann zugänglichen gemeinsamen Rohstoff für innovative Prozesse. Voraussetzung dafür ist, das Unternehmen ihren Mitarbeitern die dazu notwendigen Werkzeuge und Anreize zur Verfügung stellen.

Kooperationsrevolution

Diese Kooperationsrevolution wollen Haid und sein Team auf die Organisationsstruktur von Unternehmen übertragen. "Wir stellen unseren Kunden nicht nur kontinuierlich technologische Lösungen bereit, sondern wollen ihnen auch neue Möglichkeiten der Organisationsentwicklung aufzeigen", erklärt Haid das Prinzip von System One, das er auch als Innovations-Abonnement bezeichnet. "Es geht darum, wie schnell ein Unternehmen Zusammenhänge erkennen kann und sie zur Entwicklung neuer Lösungen und Produkte nutzen kann", erläutert Haid.

Ordnung in der Informationsflut

Grundlage dafür ist eine technologische Plattform, die Ordnung in die Informationsmengen bringt, die in einem Unternehmen kursieren. Mit Hilfe so genannter semantischer Technologien werden diese von "Störgeräuschen" befreit und sinnvoll strukturiert. E-Mails, Notizen, aber auch Informationsflüsse aus Branchen-Datenbanken und Fachzeitschriften werden überschaubar gruppiert und mit Hilfe "intelligenter Softwareagenten" miteinander verknüpft. Ebenso wie bei den im Internet sprießenden sozialen Netzwerken ergibt dabei das Ganze mehr als die Summe seiner Teile.

Individuelle Aufzeichnungen und kollaborative Kommunikationsabläufe verdichten sich mit maschineller Hilfe zu einem beständig wachsenden dynamischen Wissenspool, der Unternehmen dabei helfen soll, Problemstellungen zu lösen, Entscheidungsabläufe zu beschleunigen und Ideen für neue Produkte und Dienstleistungen zu finden. Die Innovation kommt aus dem Netzwerk.

Förderungen

Auch bei der Entwicklung seiner Technologie setzte System One auf Netzwerkeffekte. Kooperationen wurden dabei unter anderem mit der Universität Innsbruck und verschiedenen Industriepartnern eingegangen. Der Kapitalaufwand betrug bislang fast zwei Millionen Euro. Unterstützung kam vom Austria Wirtschaftsservice (AWS) und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG).

Nun bereitet das junge Unternehmen den Marktauftritt vor: "Wir sehen, dass Unternehmen bei Produktionsprozessen auf jeden Cent schauen, aber es findet kaum Beachtung, ob sich Mitarbeiter zwei Stunden mehr oder weniger gegenseitig E-Mails senden um notwendige Informationen zusammen zu tragen. Da sehen wir ein großes Optimierungspotenzial und somit auch ein großes Marktpotenzial", meint Haid zuversichtlich. (Patrick Dax)