Madrid - Roberto Heras steht unter Doping-Verdacht. Der Rekordsieger der Vuelta (vier Mal Erster) soll bei seinem Erfolg bei der diesjährigen Spanien-Rundfahrt im September positiv auf das Blutdopingmittel Erythropoetin (EPO) getestet worden sein. Der 31-jährige Spanier, der vorerst bis zum Bekanntwerden des Ergebnisses der B-Probe am 21. November von seinem Team Liberty Seguros suspendiert wurde, bestritt noch am Dienstag jede Schuld.

"Es ist vollkommen sicher, dass ich unschuldig bin. Die einzige Art, wie ich mir das erklären kann, ist, dass das Labor einen Fehler gemacht hat", meinte der Kletterspezialst, der nach seinen Triumphen von 2000, 2003 und 2004 heuer den Titel-Hattrick perfekt gemacht und als erster Fahrer überhaupt zum vierten Mal die Vuelta gewonnen hatte. Die positive A-Probe wurde nach der vorletzten Etappe, einem siegreich beendeten Einzelzeitfahren über 39 Kilometer, abgegeben.

Heras ist nicht nur der zweite prominente Doping-Fall bei der diesjährigen Vuelta nach seinem Landsmann Aitor Gonzalez (Sieger 2002), dem die Einnahme von Anabolika nachgewiesen worden war, sondern auch der zweite ganz große Name im Radsport, der in der Saison 2005 in Misskredit gerät. Heras' ehemaliger Teamkollege und Lance Armstrong steht immer noch unter Verdacht, seinen ersten von sieben Tour-de-France-Siegen 1999 mit Hilfe von EPO-Doping herausgefahren zu haben.

War die "Affäre Armstrong" von der französischen Sportzeitung "L'Equipe" aufgedeckt worden, so entschloss sich das Heras-Team Liberty Seguros unter Druck der spanischen Medien am Montagabend noch vor der B-Probe an die Öffentlichkeit zu gehen. Der Betroffene hatte eigenen Angaben zur Folge schon Ende Oktober von seiner positiven Probe erfahren. "Aus Respekt vor der Unschuldvermutung" hatte der Rennstall, der die Gehaltszahlungen an seinen Star in Höhe von rund 150.000 Euro monatlich eingestellt hat, vorerst mit einer Stellungnahme zugewartet.

Sollte die Gegenprobe in zwei Wochen das Resultat der A-Probe bestätigen, droht Heras neben einem vorzeitigen Vertragsende mit Liberty Seguros und dem Verlust seines vierten Vuelta-Titels an den zweitplatzierten Russen Denis Mentschow auch eine zweijährigen Sperre durch den Weltverband UCI und damit ein unrühmliches Karriereende. Erst im Oktober hatte auch die spanische Regierung nach italienischem und französischem Vorbild einen noch härteren Kurs gegen Drogenmissbrauch im Sport angekündigt. (APA/dpa)