Noch im Herbst könnte sich entscheiden, ob die Produktion von Strom aus Kleinwasserkraftwerken in Österreich einen zusätzlichen Impuls erhält. Gemäß geltendem Gesetz gibt es Ökostromförderung für Kleinwasserkraft derzeit nur für Anlagen mit einer Engpassleistung bis zu zehn Megawatt (MW). Dieser Umstand hat dazu geführt, dass mehrere Kraftwerke künstlich eingebremst wurden, obwohl sie theoretisch mehr Leistung bringen könnten.

Höhere Obergrenze

Diskutiert wird jetzt eine Anhebung der Obergrenze, bis zu der es Ökoförderung geben soll, auf 15 MW. Notwendig dafür ist eine Novellierung des Ökostromgesetzes, was bisher an der fehlenden Zweidrittelmehrheit im Parlament gescheitert ist.

Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller hat aber erst unlängst zu erkennen gegeben, dass ihr eine Anhebung der Leistungsgrenze ein Anliegen ist, zumal Salzburg mit Pfarrwerfen selbst ein 15-MW-Kraftwerk startklar "in der Schublade" hat.

Lange diskutiert, dann doch gebaut und Ende August seiner Bestimmung übergeben wurde das Kleinwasserkraftwerk in Wien-Nussdorf. Es versorgt rund 10.000 Wiener Haushalte mit Strom.

Nicht ohne Ausbau der Wasserkraft

Experten sind sich einig, dass der steigende Strombedarf in Österreich ohne Ausbau der Wasserkraft nicht zu decken ist, es sei denn, der Strom wird verstärkt im Ausland zugekauft. Insgesamt deckt die Wasserkraft derzeit knapp zwei Drittel der gesamten Stromerzeugung in Österreich ab. Neben der Ertüchtigung und Modernisierung bestehender Großkraftwerke scheint vor allem in Kleinwasserkraftwerken noch viel Musik zu liegen.

Nach Schätzungen des Österreichischen Vereins zur Förderung von Kleinkraftwerken ist das Potenzial in dem Bereich erst zu 40 bis 45 Prozent ausgebaut; das noch ausbauwürdige Potenzial würde demnach rund 800 MW bzw. 4000 GWh im Jahr betragen. Ungefähr die Hälfte des ausbauwürdigen Potenzials ist nach heutigen Gesichtspunkten auch ausbaufähig.

Ziel der Bundesregierung jedenfalls ist es, den Anteil der Kleinwasserkraft bis 2008 von derzeit 8,5 auf dann neun Prozent zu bringen. (Günter Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.11.2005)