Luxemburg - Die Europäische Zentralbank (EZB) könnte
ihrem Ratsmitglied Yves Mersch zufolge bereits bei der nächsten
Ratssitzung Anfang Dezember die Leitzinsen erhöhen. "(EZB-)Präsident
(Jean-Claude) Trichet hat alles perfekt klar gemacht", sagte der
luxemburgische Notenbank-Chef am Dienstag in Luxemburg. Auf die
Frage, ob das bedeute, dass eine Zinserhöhung bereits im Dezember
möglich ist, antwortete Mersch: "Das ist, was er gesagt hat."
Zuvor hatte Mersch bereits der Agentur MNSI gesagt, die EZB habe
bisher über diesen Schritt debattiert. Mersch wurde mit einem
englischen Sprichwort zitiert, das der deutschen Redewendung "es ist
Zeit, den Worten Taten folgen zu lassen" entspricht. Laut MNSI
verwies Mersch darauf, dass im Dezember neben anderen Informationen
auch die volkswirtschaftlichen Projektionen des EZB-Stabes vorliegen.
Die jüngsten Daten für die wirtschaftliche Entwicklung seien positiv.
Die EZB hält den Leitzins seit fast zweieinhalb Jahren bei zwei
Prozent. Wegen der immer schärferen Warnungen von EZB-Vertretern vor
Gefahren für die Preisstabilität rechnen viele Beobachter und auch
die Finanzmärkte mit einer baldigen Zinserhöhung.
Europäische Arbeitgeber sehen keinen Grund für EZB-Zinserhöhung
Nach Einschätzung des europäischen Arbeitgeberverbandes Unice gibt es für die EZB derzeit keinen Grund für eine Zinserhöhung. Die EZB müsse sich aber
alle Optionen offen halten, erklärte Unice am Dienstag in Brüssel.
Die Risiken für die Preisstabilität, wie etwa übermäßige Liquidität
und die Gefahr von Zweitrunden-Effekten wegen des hohen Ölpreises und
der Lohnentwicklung seien scheinbar gering in der gegenwärtigen
Entwicklung einer schwachen Inlandsnachfrage. Die
Konjunkturentwicklung beurteilten die Arbeitgeber vorsichtig
optimistisch. Das Wachstum in der Euro-Zone werde sich im kommenden
Jahr leicht verbessern. Allerdings gebe es weiter Abwärtsrisiken. (APA/Reuters)