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Wien - Wenn die Traurigkeit immer da ist, ständig wiederkehrt oder die Angst den Betroffenen die Kehle zuschnürt: In den kommenden Tagen (9. bis 11. November) findet in Wien ein internationales Expertenforum zum Thema Depressionen und Angststörungen statt. Ein spezieller Programmpunkt sind kurzzeitige Depressionen, die oft nicht erkannt werden, aber bei den Betroffenen mit einem Suizid verbunden sind, erklärte Kongressorganisator Univ.-Prof. Dr. Siegfried Kasper gegenüber der APA.

An der Veranstaltung nehmen rund 600 internationale Spezialisten teil. Kasper, Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Psychiatrie der Medizinischen Universität am Wiener AKH und ehemals einer der Psychiater, die erstmals die "recurrent brief depression" - also die kurzzeitige, sich in kurzem Abstand wiederholende Depression - beschrieben: "Mir ist um 1990 bei der Suche nach Patienten für Studien aufgefallen, dass es Personen gibt, bei denen depressive Phasen jeweils nur zwei bis drei Tage dauern. Sie wiederholen sich aber monatlich oder zum Beispiel vier- bis sechs Mal im Jahr."

Üblicherweise gilt als "major depression", also als echte Depression, wenn jemand ohne erkennbaren Grund über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen antriebslos und "traurig" ist. Dann wird auch eine entsprechende Behandlung angeraten. Die modernen Antidepressiva wirken auch erst nach zehn bis 14 Tagen und müssen zumeist langfristig eingenommen werden.

Die "Recurrent brief depression" dauert zwei bis drei Tage

Kasper: "Die 'recurrent brief depression' dauert jeweils aber nur zwei bis drei Tage, ist von hoher Intensität und verschwindet dann wieder. Sie taucht dafür alle ein bis zwei Monate wieder auf. Die Betroffenen haben das eineinhalbfache Suizidrisiko von Personen mit einer 'major depression'." Es gibt Studien, wonach zehn Prozent der Menschen zumindest ein Mal in ihrem Leben an solchen kurzen depressiven Episoden leiden.

Das Problem liegt darin, dass viele Betroffenen keine Hilfe beim Arzt suchen, weil die depressiven Phasen eben so schnell wieder vorüber gehen. Auch von Ärzten werden diese Symptome oft übersehen. Und schließlich ist das Krankheitsbild auch schwierig in Studien zu untersuchen. In der Behandlung setzen die Experten derzeit eher auf Neuroleptika, wie sie auch in der Behandlung der Schizophrenie verwendet werden. Es gibt nämlich auch Hinweise, wonach Antidepressiva mit einem Suizid-Risiko verbunden sein könnten. Allerdings, ist dieses Risiko relativ gering im Vergleich zum gesamten Selbstmord-Risiko von Menschen mit Depressionen. Kasper: "Man muss halt als Psychiater entsprechend vorsichtig sein." (APA)