Wien – Emanzipierte Frauen müssten Monica Weinzettl eigentlich mit dem nassen Fetzen erschlagen. Versucht uns die Schauspielerin in ihrem ersten Kabarett-Soloprogramm, am Montag im Orpheum präsentiert, doch tatsächlich zu beweisen, dass selbst intelligente Frauen lieber naive Blondinen wären, weil diese es leichter hätten.

Um die etwas gewagte Machismo-These zu untermauern, schreckt sie nicht vor Verrat an der Frauenwelt zurück: Weinzettl konfrontiert eine Frauenbeauftragte der Stadt Wien mit dunkelbrauner Pferdeschwanzfrisur und Brille, die, um es noch deutlicher zu machen, Ziermann heißt, mit einer "echten" Blondine, deren Horizont beim nächsten Prada-Laden endet. Auf einen netten Nenner gebracht: Die eine liest den Spiegel, die andere betrachtet sich darin.

Da die Naturblonden in der Tat auszusterben drohen, werden sie in Knackal lebt! – Weinzettl wurde als ebendiese Tussi in der Sitcom MA 2412 bekannt – unter Artenschutz gestellt. Und die "intelligente" Frau übernimmt eine Patenschaft. Sie ist allerdings zu blöd, um den Vertrag zu lesen: Knackal wohnt ab nun in Ziermanns Körper. Was folgt, ist eine rasante Variante auf Doctor Jekyll and Mister Hyde:

Je nachdem, welche Stereotype gerade die Oberhand besitzt, ist die Dame auf der Bühne entweder Sexobjekt im Supermini oder Mauerblümchen im Midi-Rock. Die eine sagt: "Ruhig, ich muss nachdenken", die andere piepst: "Hihi, das kitzelt." Die Dialoge dieser Schizophrenie sind zumeist nur mäßig witzig, aber Weinzettl vermag in der Regie von Viktoria Schubert dennoch zu beeindrucken: Sie mutiert andauernd, ohne in Konfusion zu geraten. Respekt. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.11.2005)