Die neue "Monk"-Folge einen Tag nach Ausstrahlung online kaufen: So ähnlich könnte Fernsehen bald ausschauen.

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Der TV-Sender CBS wird Kunden der Firma Comcast ab Jänner 2006 vier aktuelle Fernsehserien zum Download anbieten. Die zwischenzeitlich eingefrorene Vision von echtem interaktivem Fernsehen erhält durch den Vertragsabschluss plötzlich ganz neue Impulse.

Das Prinzip funktioniert ähnlich wie Apples iTunes-Videoangebot: Um 99 Cent können mithilfe einer speziellen Technologie Serien gekauft werden. CBS bietet fürs Erste quotenstarke Ware an: "CSI: Crime Scene Investigation", "NCIS", "Survivor" und "Amazing Race" gehören zu den beliebtesten Serien im amerikanischen Fernsehen.

Werbung überspringen

Der Kunde hat dann die Möglichkeit, die entsprechende Episode 24 Stunden lang zu sehen. Zusätzlicher Vorteil: Comcast und CBS verbieten nicht, die integrierten Werbespots zu überspringen. Die Episoden werden ab Mitternacht nach der Ausstrahlung bei CBS zur Verfügung stehen. "CSI" und "NCIS" werden dabei auch in hochwertiger HDTV-Technologie zu erwerben sein.

Das Marktpotenzial dieser neuen Variante von Video-on-Demand erkannt hat auch NBC Universal: Per Bezahlung liefert der Sender - ebenfalls werbefrei - über einen speziellen digitalen Videorecorder Prime-Time-Serien wie "The Office", "Law & Order", "Battlestar Galactica" oder "Monk" direkt ins Haus - zu frei wählbaren Zeiten. NBC verschickt außerdem Teile von Jay Lenos "Tonight Show" an Handys zum Downloaden. Bereits seit einem Monat verkauft ABC die Serien "Lost" und "Desperate Housewives" über Apple für deren Video-iPod: pro Folge um rund zwei Dollar. Bisher versprach Video-on-Demand höchstens ältere Programme.

Nicht auf starres Programmschema angewiesen

Der jüngste Vertragsabschluss zwischen CBS und Comcast könnte letztlich die gesamte Fernsehlandschaft samt den auch bei TV-Serien stetig wachsenden DVD-Markt verändern: Zuschauer sind dadurch nicht mehr auf das starre Programmschema angewiesen, Video- oder Festnetzrecorder zu programmieren fällt ebenfalls weg. Wie gut das funktionieren kann, zeigt sich seit geraumer Zeit bei der Musikindustrie, die sich vor illegalen Downloads zu retten versuchte und mittlerweile erfolgreich CDs zum Onlinekauf anbietet. Von einem "tief greifenden Wandel der Rundfunkindustrie" spricht etwa das Wall Street Journal.

Finanzielle Details zu dem Geschäft sind nicht bekannt. Branchenkenner vermuten jedoch, dass sich Comcast und CBS den möglichen Gewinn aus dem Geschäft teilen. (Doris Priesching/DER STANDARD; Printausgabe, 9.11.2005)