Vorwurf der Staatsbeleidigung wegen Veröffentlichung eines Buches des US-Autors Tirman
Redaktion
,
Istanbul- Gegen den türkischen Verleger Fatih Tas wird
nach dessen Angaben wegen der Übersetzung eines Buchs von US-Autor
John Tirman ermittelt. Tas werden Beleidigung des türkischen Staats
und des Republikgründers Atatürk vorgeworfen. Der Besitzer des
pro-kurdischen Verlags Aram veröffentlichte "Spoils of War: The Human
Cost of America's Arms Trade" von Tirman, dem Direktor des Zentrums
für internationale Studien am renommierten Massachusetts Institute of
Technology (MIT). Der 26-jährige Tas erklärte am Dienstag, ihm
drohten sechs Jahre Haft.
Das Buch handelt von den US-Militärbeziehungen zur Türkei und
kritisiert türkischen Nationalismus und die Behandlung der kurdischen
Minderheit, insbesondere während eines 15 Jahre dauernden
Kurden-Aufstands im Südosten des Landes ab Anfang der 80er Jahre.
Autor Tirman sagte, das Vorgehen der türkischen Behörden werfe mit
Blick auf die angestrebte EU-Mitgliedschaft Fragen hinsichtlich der
Einhaltung demokratischer Normen auf.
Demokratie brauche Platz für Debatten
Wenn die Türkei dem Westen angehören wolle, müsse sie diese Art
von Debatte dulden - "über die Kurden, über die Auswirkungen von
Nationalismus und so weiter", sagte Tirman. Die in seinem Buch
behandelten Themen bewegten sich klar innerhalb der Grenzen
politischer Debatte im Westen, und mit Kontroversen über
Nationalismus oder ethnische Zugehörigkeit "müssen wir uns in einer
Demokratie die ganze Zeit beschäftigen".
Tas soll am 17. November vor einem Gericht in Istanbul erscheinen.
Gegen ihn werde in rund 25 weiteren Fällen ermittelt, erklärte er.
Wegen der Veröffentlichung eines Buchs des US-Linguisten und
politischen Aktivisten Noam Chomsky stand Tas bereits vor Gericht.
Die Vorwürfe wurden in dem Prozess, zu dem Chomsky anreiste, fallen
gelassen. (APA/AP)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.