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Buenos Aires - Ob und wie Müll in der Dritten Welt gesammelt, behandelt und gegebenenfalls verwertet wird, sei nicht ein rein lokales, sondern ein überregionales, in manchen Aspekten sogar globales Problem. Das unterstrich Sandra Cointreau, Abfallmanagement-Expertin der Weltbank, beim Welt-Abfallkongress der ISWA (Internatioanl Solid Waste Association) in Buenos Aires.

Weit reichende Konsequenzen

"Nicht gesammelter oder wild bis schlecht deponierter Müll hat negative Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt - aber nicht nur auf die direkt Betroffenen", so Cointreau. Würden manche Orte oder Regionen von der Abfallbeseitigung ausgeschlossen, hätten darunter oft die "Nachbarn" zu leiden, obwohl quasi direkt vor ihrer Haustür alles weitgehend in Ordnung sei (Verwehen von losem Müll, Auswirkungen auf das Grund- und Trinkwasser etc.)

Das gehe bis hin zu Konsequenzen für die gesamte Erdbevölkerung, vor allem bei "wilder" Deponierung in großem Stil, so die Expertin: Das unkontrollierte Ausgasen solcher Lagerstätten etwa trage zum Ausstoß des Treibhausgases Methan bei.

Kosten der Entsorgung

Freilich seien die Kosten für ein akzeptables Abfallwirtschaftssystem (Sammlung, Behandlung, Verwertung/sichere Deponierung) für Entwicklungsländer meist eine besondere Hürde. Cointreau: "Der Gesamtaufwand liegt pro Tonne typischerweise bei 40 bis 80 US-Dollar. 60 bis 70 Prozent davon entfallen auf die Sammlung, konkret vor allem auf Arbeit und Treibstoff für die Transportfahrzeuge."

In den meisten Dritte Welt-Ländern werden zwar nur rund 200 bis 300 Kilo an festem Müll (ohne Abwässer, Anm.) pro Kopf und Jahr "produziert", dennoch rechnet die Weltbank-Expertin mit einem Aufwand von ein bis zwei Prozent des BIP für eine umfassende Bewältigung dieser Müllmengen.

... und die Sache muss sich auch noch rechnen

Die Verursacher - d.h. überwiegend die privaten Haushalte - seien mit den Kosten oft überfordert, zudem gebe es Probleme bei der Einhebung von Müllgebühren. Cointreau schlägt vor, dass die Regierungen Mittel für die Abfallwirtschaft zuschießen und Kooperationen mit privaten Unternehmen eingehen. In einer ersten Phase sollten eher Pauschalen eingehoben und genaue mengenmäßige Abrechnungen nur mit Groß-Verursachern vereinbart werden. Einkassiert könnte u.a. durch einen Zuschlag auf vielerorts bereits eingehobene Wassergebühren werden.

Für den privaten Sektor muss sich die Sache freilich rechnen, und da kommt eine weitere Hürde ins Spiel: Müllbeseitigung in sozial schwachen Kommunen ist oft kostenaufwendiger als in "reicheren" Gegenden (kleinere Fuhren, schlechte Zugänglichkeit, große Entfernungen). Und das gesammelte Material ist auch noch weniger wert: Es hat meist einen geringeren Anteil an Rezyklierbarem, enthält dafür mehr Asche und Sand.(APA)