St. Georgen – Angst und Unsicherheit beherrschen derzeit den Alltag des 4000-Seelen-Ortes St. Georgen im oberösterreichischen Attergau. Schuld an der explosiven Stimmung ist einmal mehr die in unmittelbarer Nähe befindliche Asyl-Erstaufnahmestelle Thalham.

Waren die anfänglichen Proteste gegen das Flüchtlingslager ab dem 1. Mai 2004 noch geprägt von vergleichsweise harmlosen Unterschriftenlisten, fährt man jetzt deutlich schwerere Geschütze auf. Mit einer Autobahnblockade am 19. November will man jetzt – laut Demo-Aufruf – die Erstaufnahmestelle "zu Fall bringen".

"Wir sind am Ende"

Die Bürgerplattform St. Georgen, unterstützt von allen Fraktionen im Gemeinderat, plant an dem besagten Tag eine dreistündige Totalsperre der Westautobahn in beiden Fahrtrichtungen. Zwei Tage vor dem Autobahnprotest versucht man es aber dennoch noch einmal am grünen Tisch.

"Wir haben für 17. Oktober einen Termin bei Innenministerin Liese Prokop (ÖVP) bekommen. Wir werden auch dort das sofortige Zusperren der Erstaufnahmestelle einfordern", schildert ÖVP-Bürgermeister Wilhelm Auzinger im Standard- Gespräch. „Wir sind völlig am Ende, man kann uns das nicht länger zumuten“, klagt Auzinger. Mit Anfang August hätte sich die Situation drastisch verschlimmert und die Kriminalitätsrate sei nach oben geschnellt.

"Die gehen am Tag in die Geschäfte und stehlen wie die Raben", so Auzinger. Erst vergangene Woche hätte es im Zentrum eine brutale Massenschlägerei zwischen Einheimischen und Asylwerbern mit zehn Verletzten gegeben. Man wolle sich mit dem Autobahn-Protest aber „sicher nicht ins rechte Eck drängen lassen“. Man sei nicht ausländerfeindlich, aber St. Georgen habe sich von einer „malerischen Tourismusgemeinde in ein Ghetto verwandelt, in dem Gewalt und Kriminalität an der Tagesordnung stehen“, sagt Auzinger. Für heute, Donnerstag, rechnet die Bürgerplattform mit der offiziellen Demo-Genehmigung durch die Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe, 10.11.2005)