Sumpfiges Waldgelände nahe der Siedlung - Zahlreiche Personen während Militärdiktatur (1973-1990) verschwunden
Redaktion
,
Parral - In der von Deutschen bewohnten früheren
"Colonia Dignidad" im Süden Chiles hat die Polizei den Ort gefunden,
an dem während der Militärdiktatur (1973-1990) Dutzende Menschen
hingerichtet und verscharrt worden waren. Es handle sich um ein
sumpfiges Waldgelände mehrere Kilometer vom Zentrum der Siedlung
entfernt, sagte der zuständige Richter Jorge Zepeda.
Die Spur von mindestens 70 Opfern der Diktatur unter Augusto
Pinochet verliert sich in der Anlage, die heute Villa Baviera heißt.
Die am Vortag begonnene Suchaktion sollte am Freitag fortgesetzt
werden.
Sterbliche Überreste kaum zu finden
Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass noch sterbliche Überreste
gefunden würden, denn die Opfer seien Ende der 70er Jahre wieder
ausgegraben und verbrannt worden, sagte Zepeda. Die Identifizierung
der Hinrichtungsstätte auf dem weitläufigen Gelände der
landwirtschaftlichen Siedlung mit 17 000 Hektar sei mit Hilfe damals
an den Taten beteiligter Personen, darunter auch deutsche Siedler,
möglich geworden. Vor geraumer Zeit waren bereits Teile von Autos
Verschwundener sowie Waffenlager gefunden worden.
Unter dem Gründer der Colonia, dem in Santiago in
Untersuchungshaft sitzenden Paul Schäfer, wurden zumindest in den
70er Jahren in der bis 1990 hermetisch von der Außenwelt
abgeschotteten sektenartigen Siedlung Regimegegner festgehalten und
gefoltert. Als Gefängnis und Folterzentrum habe allem Anschein nach
ein Kartoffelspeicher im Zentrum der Siedlung gedient. Im ersten
Stock sei das Gefängnis gewesen, im zweiten ein noch heute erhaltenes
Fotolabor, wo die Opfer fotografiert worden seien, sagte Zepeda.
Schäfer soll die Colonia der Geheimpolizei Dina und auch dem Militär
zur Verfügung gestellt sowie selbst gefoltert haben. (APA/dpa)
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