München - Wegen hoher Schadenbelastungen durch die Hurrikan-Serie in den USA hat der Finanzkonzern Allianz im dritten Quartal einen geringeren Gewinnanstieg verbucht als von Analysten erwartet.

Der Nettogewinn betrug von Juli bis September 794 Mio. Euro verglichen mit neu berechneten 468 Mio. Euro im Vorjahr, teilte das Unternehmen am Freitag in München mit. Die Schadenbelastung durch die Serie von Wirbelstürmen und durch das Hochwasser im Alpenraum bezifferte das Unternehmen allein auf 753 Mio. Euro.

Analysten hatten im Schnitt einen Quartalsgewinn der Allianz von 860 Mio. Euro erwartet. Controlling-Chef Helmut Perlet betonte, trotz der hohen Belastungen werde die Allianz ihre operativen Ergebnisziele für die verschiedenen Bereiche für 2005 übertreffen.

Keine Festlegung auf Zahlen

Der größte deutsche Versicherungskonzern will trotz der höheren Gewinne Stellen streichen. Vorstand Helmut Perlet bestritt entsprechende Pläne am Freitag nicht, wollte aber keine Größenordnung nennen. "Es gibt im Konzern überhaupt keine Festlegung auf irgendwelche Zahlen", sagte er in einer Telefonkonferenz. Einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (Freitagausgabe) zufolge sollen in den kommenden drei Jahren bei den deutschen Versicherungstöchtern und der Dresdner Bank bis zu 10.000 Stellen wegfallen. Die Allianz hatte ihren Gewinn im dritten Quartal trotz Wirbelstürmen und Überschwemmungen deutlich gesteigert und blieb für das Gesamtjahr optimistisch.

Der Stellenabbau ist offenbar Teil des von Konzernchef Michael Diekmann kürzlich verkündeten Umbaus der Allianz. Der "FTD" zufolge könnten bei den deutschen Versicherungstöchtern 7.000 bis 8.000 Stellen und damit jeder fünfte Job wegfallen. Bei der Konzerntochter Dresdner Bank stünden mehr als 2.000 Stellen auf der Kippe, berichtete das Blatt unter Berufung auf gut informierte Versicherungskreise. Das wären noch einmal fast zehn Prozent der noch verbliebenen 29.000 Mitarbeiter. Perlet dementierte dies. Für verlässliche Angaben fehle die Basis. Bis Anfang kommenden Jahres sollen alle Optionen mit den zuständigen Gremien, darunter auch mit dem Betriebsrat, diskutiert werden.

Mehr Produktivität

Angesichts vergleichsweise hoher Verwaltungs- und Vertriebskosten fordert Allianz-Chef Diekmann mehr Produktivität, um langfristig erfolgreich zu sein. Diesem Ziel dient auch die angestrebte Zusammenlegung der Investment-Sparte Dresdner Kleinwort Wasserstein mit dem Großkundengeschäft unter dem Dach der Dresdner Bank. Im Vergleich zu den Wettbewerbern gebe es hier noch Aufholbedarf, sagte Perlet. Eine Entscheidung über die Fusion soll am 24. November verkündet werden. Zu Spekulationen, der zurückgetretene Investmentbanking-Vorstand der HypoVereinsbank (HVB), Stefan Jentzsch, werde den Bereich leiten, wollte sich Perlet nicht äußern.

Die Analysten waren trotz des robusten Ergebnisses enttäuscht. Sie hatten mit rund 820 Mio. Euro Nettogewinn gerechnet. Für Hurrikan Wilma rechnet die Allianz mit versicherten Schäden von 124 Mio. Euro. Durch die Krawalle in Frankreich werde nochmals ein "kleiner einstelliger Millionenbetrag" erwartet. Perlet zeigte sich dennoch zuversichtlich, die selbst gesteckten Ziele für 2005 übertreffen zu können. Unter dem Strich werde die Allianz "auf jeden Fall über vier Mrd. Euro" Gewinn machen.

Die Börse reagierte enttäuscht auf die Allianz-Zahlen. Bis zum frühen Nachmittag gab die Aktie des Versicherers trotz positiver Marktstimmung um 0,64 Prozent auf 119,80 Euro nach. (APA/Reuters)