Der "Kurier" berichtet in seiner Freitag-Ausgabe, dass die österreichische Post mit dem Kauf von Transoflex für bis zu 500 Mio. Euro in den deutschen und europäischen Logistik-Bereich und Express-Versanddienst einsteigen will. Mit der Übernahme würde die heimische Post über Nacht in die Europaliga aufsteigen. Schon in der Aufsichtsratssitzung der Post im September hatte Post-Chef Wais von einem "geheimen Logistikprojekt" gesprochen, das er damals im Aufsichtsrat allerdings noch nicht präzisieren wollte. Wais betonte am Donnerstag, dass Vorgespräche auch ohne Pouvoir des Aufsichtsrats möglich seien.
Drei Stufen
Wie die APA aus Unternehmenskreisen erfuhr, überlegt die Post eine Übernahme in drei Stufen. Zunächst soll es demnach nur eine Kooperation geben, dann eine Minderheitsbeteilung und erst im dritten Schritt eine Komplettübernahme. Die Rede ist von einem Transaktionszeitraum von zwei Jahren.
Ein Kaufpreis von rund 500 Mio. Euro würde dem gesamten Investitionsrahmen entsprechen, den sich die Post bis 2008 vorgenommen hat. Nach bisherigen Plänen der Post sollte davon laut früheren Aussagen ihres Chefs jeweils ein Drittel in neue Produkte, in Firmenzukäufe und in den Einstieg in die Logistik-Branche fließen.
Strategie-konform
Die Transoflex-Übernahme würde in die angekündigte Logistik-Strategie der Post passen. Ihren Schwerpunkt will die Post in die Organisation und Abwicklung von größeren Spezialtransporten legen. Apotheken etwa würden derzeit von mehreren Lieferanten einzeln beliefert. Die Post wolle künftig die Belieferung aus einer Hand anbieten, so Wais Ende September in einem Interview.
Eigentümer von Transoflex ist laut "Kurier" derzeit der Berliner Finanzinvestor Odewalt & Compagnie, der das Unternehmen erst im Frühjahr von der Deutschen Post und der Bayerischen Landesbank gekauft hat. 2004 machte das Unternehmen mit rund 700 Mitarbeitern 430 Mio. Euro Umsatz. Weitere rund 2.000 Mitarbeiter arbeiten in 40 Verteilniederlassungen. Im Vorjahr hat das Unternehmen rund 50 Millionen Sendungen transportiert.
Wunsch nach "Entstaatlichung" bekräftigt
Seinen Wunsch nach einer "Entstaatlichung" der Post AG hat Wais am Freitag bekräftigt. Wegen der zunehmenden Investitionen des Unternehmens stelle sich zunehmend die Frage, wo diese Mittel herkommen. "Eine Entstaatlichung über die Börse wäre ein guter Weg, um einen Geldmittelzugang über den Kapitalmarkt sicherzustellen", so Wais am Freitag weiter im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Außerdem, meint Wais, wäre die Entstaatlichung auch "ein Signal an die Politik, dass die Wortmeldungen von außen über das interne Geschehen im Unternehmen abnehmen" sollten. Dies würde auch der Reputation der Post "nicht schaden". Gleichzeitig bekräftigte der Post-Chef, dass der frühestmögliche Zeitpunkt für einen Börsegang der Post April/Mai 2006 wäre.
"Der Betriebsrat entscheidet das nicht"
Die Gewerkschaft hatte sich zuletzt weiterhin gegen einen ihrer Meinung nach verfrühten Börsegang der Post bereits im kommenden Jahr ausgesprochen. Sie drohte dagegen bereits mehrfach mit Streik und plädiert für eine Privatisierung über den Kapitalmarkt frühestens 2007.