Nur mit einem Blindenstock als Erweiterung von Händen und Füßen sowie geschärften Hör- und Riechsinnen bewaffnet, wächst sich jede Unebenheit oder Pflasterung zu seltsamen Widerständen aus. Menschen tauchen aus dem Nichts auf, nur erkennbar am Rascheln von Plastiksackerln oder dem Luftzug auf der Haut, wenn sie sich nicht gerade durch Schuhe mit Absatz oder Stimmen ankündigen. Da eines der wichtigsten Orientierungsmittel im Stadtgebiet das Berühren der Hausmauer mit dem Stock ist, bekommen unterschiedliche Materialien, wie Metall oder Holz aufgrund ihres Klanges eine ganz neue Bedeutung.
Erfahrungsaustausch
Peter Payer, Stadtforscher, Mitarbeiter der Gebietsbetreuung Brigittenau und Ideengeber der Aktion "Unsichtbare Stadt", möchte vor allem "einen direkten Erfahrungsaustausch ermöglichen" und auf die auf die Probleme hinweisen, auf die Blinde und Sehbehinderte im öffentlichen Raum stoßen. Derlei gibt es auf belebten Straßen viele, was den Sehenden erst durch den Selbsttest auffällt: Seien es Verkaufsstände und Pflanzen vor Geschäften, Container, Werbetafeln, Postkästen oder zu niedrig angebrachte Verkehrsschilder, die nicht im Radius des Taststockes liegen. Ganz zu schweigen vom Überqueren von Kreuzungen, denn allein die Motorengeräusche lösen Angstgefühle aus.
Akustisch und taktil
Ein immens wichtiges Hilfsmittel sind akustische Ampeln, die signalisieren, wann
die Ampel auf Grün schaltet.
"Derzeit sind 260 von knapp
1200 Ampeln in Wien mit
akustischen Signalen ausgestattet", erläutert Wolfgang
Kremser vom Verkehrsgremium des Österreichischen
Blinden- und Sehbehindertenverbandes. Seit Ende 2002
müssen zwar alle neuen Anlagen hörbar sein, die Nachrüstung von alten Ampeln sei
aber extrem teuer.