Die Biografie der 66-Jährigen ist in der Tat beeindruckend: 1970 trat sie in den Staatsdienst ein, zwei Jahre später war sie liberianische Finanzstaatssekretärin. In den 1980er-Jahren avancierte sie zur Finanzministerin unter Präsident Samuel Doe. Als sie sich gegen den ehemaligen Putschisten aussprach, landete sie im Gefängnis. Nach ihrer Freilassung floh sie in die USA, ging in den Vorstand der Equator Bank, studierte in Harvard, wechselte als Direktorin zum UN-Entwicklungsprogramm und arbeitete schließlich für die Weltbank und den Afrika-Ableger der Citibank.
Als der blutrünstige Charles Taylor am Weihnachtstag 1989 mit seinen Milizen über Liberia kam, die Macht übernahm und Doe zu Tode foltern ließ, sympathisierte sie zunächst mit dem Umstürzler. 1997 allerdings trat sie als Präsidentschaftskandidatin gegen Taylor an. Der bezichtigte sie des Hochverrats, sie arbeitete mit Verve daran, den skrupellosen Drahtzieher aller politischen Katastrophen an der an Tragödien nicht armen westafrikanischen Küste aus dem Amt zu drängen.
Seit zwei Jahren sitzt Taylor (mit drei Mrd. Dollar aus dem Handel mit Blutdiamanten und Tropenhölzern) nun im Exil in Nigeria. Und jetzt endlich folgte ihm Ellen Johnson- Sirleaf im Amt nach, um alles in Liberia besser zu machen.
"Eiserne Lady"
Den starken Willen, der ihr nachgesagt wird, wird die "Eiserne Lady" dafür auch brauchen. 14 Jahre Bürgerkrieg haben das Land ruiniert. In allen Statistiken (Lebenserwartung, Einkommen, Bildung) liegt die von freigelassenen US-Sklaven 1846 gegründete, älteste Republik Afrikas im hintersten Feld. Warlords beherrschen weite Teile des Landes. Eine UN-Friedenstruppe hat zwar zehntausende Bürgerkriegskämpfer entwaffnet, die Situation ist aber weiter instabil, von Recht und Ordnung nicht einmal in der Hauptstadt Monrovia zu sprechen. Noch immer gibt es zudem Animositäten zwischen den "eingeborenen" Liberianern und den Nachkommen der US-Sklaven, die die Oberschicht des Landes bilden und der auch Johnson-Sirleaf angehört.
Bereits am Freitag protestierten Weah-Anhänger wegen angeblichen Wahlbetrugs gegen sie. Sie dagegen lud George Weah zur Mitarbeit in ihrer Regierung ein. Deren erster Punkt auf der Agenda heiße "Versöhnung".