US-Experten haben das gestohlen Laptop genau unter die Lupe genommen und wollen nun Hinweise auf atomare Interessen des Iran gefunden haben.

Foto: Standard
Die US-Regierung besitzt nach einem Medienbericht einen gestohlenen Laptop-Computer, der ihren Angaben zufolge Beweise für Irans Streben nach Atomwaffen enthält. Die geheimdienstlichen Erkenntnisse seien bereits im Juli der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) vorgelegt worden, meldete die "New York Times" am Sonntag unter Berufung auf US- Regierungsbeamte.

Zweifel an der Echtheit

Weiter heißt es jedoch, einige ausländische Analytiker hätten Zweifel an der Echtheit der Informationen, unter anderem deshalb, weil die USA keine konkreten Angaben über die Herkunft des Laptops machten. Auch sei in Erinnerung, dass es entgegen anders lautenden US-Angaben keine irakischen Massenvernichtungswaffen gegeben habe. Das habe zur Folge, dass amerikanische Geheimdiensterkenntnisse über Waffen nicht akzeptiert würden, "ohne dass Fragen gestellt würden".

Kein Beweis, aber Hinweis

Dem Zeitungsbericht zufolge weisen die USA darauf hin, dass die im Computer enthaltenen Informationen - mehr als 1000 Seiten an Simulationen und Schilderungen von Experimenten unter anderem mit Zündungsmechanismen - kein Beweis für die Existenz von iranischen Nuklearwaffen seien. Sie seien jedoch der bisher stärkste klare Hinweis darauf, dass Iran sich seit langem um die Entwicklung eines Atomsprengkopfes bemühe - im Gegensatz zu Teherans Beteuerungen, dass sein Nuklearprogramm nur zivilen Zwecken diene.

"Einer von vielen Hinweisen"

Der "New York Times" zufolge bestätigte der Abteilungsleiter für Rüstungskontrolle im US-Außenministerium, Robert Joseph, die Existenz der Computer-Informationen, aber lehnte weitere Angaben dazu ab. Er sagte lediglich, das Material sei einer von vielen Hinweisen, die zusammen zur Schlussfolgerung führten, "dass Iran eine Atomwaffenkapazität anstrebt". Zur Herkunft des Computers hieß es, die USA hätten ihn Mitte 2004 von einem langjährigen "Kontakt" in Iran erhalten.

Lächerlich

Der iranische Außenamtssprecher Hamid Reza Azefi bezeichnete die US-Vorwürfe als lächerlich. "Wir bewahren unsere Verschlusssachen doch nicht in Laptops auf." Die USA versuchten mit den jüngsten Berichten, die Stimmung auf dem anstehenden IAEO-Treffen zu vergiften, fügte er hinzu.

Shahin Gobadi, ein in Paris lebender Sprecher einer iranischen Oppositionsgruppe, sagte, seine Gruppe habe den gestohlenen Laptop nicht beschafft. Er habe jedoch ebenfalls Beweise dafür, dass der Iran am Bau atomarer Sprengköpfe arbeite. Gobadi und seine Mitstreiter hatten 2002 über geheime Atomaktivitäten des Iran berichtet.(APA/dpa/Reuters)