Frankfurt - Die stark angeschlagene Hypothekenbank AHBR erhält Finanzkreisen zufolge 2,5 Milliarden Euro, um ihre gefährdete Refinanzierung bis zu einer Übernahme sicherzustellen. Ein Konsortium aus fünf deutschen Großbanken stelle der AHBR die Liquiditätshilfe bereit, sagte eine mit der Situation vertraute Person am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Kein Risiko für die Banken

An der Stützungsaktion beteiligt seien die Deutsche Bank, die Dresdner Bank, die Commerzbank, die HypoVereinsbank (HVB) sowie die Postbank. Die Banken trügen allerdings kein Risiko: Sollte es zu einem Ausfall kommen, springe der Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken ein. Wegen der Turbulenzen der vergangenen Wochen war klar, dass sich die AHBR über den Kapitalmarkt vorerst nicht zu akzeptablen Konditionen mit Liquidität versorgen können würde.

Keine Äußerung zu Umfang des Darlehens

Ein zweiter Beteiligter bestätigte die Größenordnung der Liquiditätshilfe, über die auch das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" im Voraus berichtete. "Es kann niemanden verwundern, dass der vereinbarte Liquiditätsschirm nun auch konkret ausgestaltet wird", sagte ein Sprecher der Gewerkschaftsholding BGAG, die die Mehrheit an der AHBR hält. Zum Umfang des Darlehens äußerte er sich ebenso wie der Bankenverband BdB nicht. Die Liquiditätshilfe soll die Zeit überbrücken, bis sich die AHBR mit einem neuen Eigner wieder in stabiles Fahrwasser kommt.

Zinsspekulationen in Schieflage

Die AHBR sollte ursprünglich gemeinsam mit der Hamelner Bausparkasse BHW verkauft werden. An letzterer hatte die BGAG ebenfalls einen Minderheitsanteil. Die BHW hatte die AHBR praktisch kontrolliert und war auch für bestimmte Risiken der vor einigen Jahren wegen Zinsspekulationen in Schieflage geratenen Hypothekenbank gerade gestanden. Mittlerweile hat die Postbank die BHW alleine übernommen, die in diesem Zusammenhang von allen Pflichten und Forderungen bezüglich der AHBR entbunden wurde.

Liquidation nicht ausgeschlossen

Um den Verkaufsprozess für die AHBR zu beschleunigen und sie zu stabilisieren, wird sie unter Einbindung der Finanzaufsicht BaFin von einer Treuhandgesellschaft kontrolliert. In dieser ist auch der Einlagensicherungsfonds der deutschen Banken engagiert. Dennoch war es zunächst am Pfandbriefmarkt zu Turbulenzen mit AHBR-Papieren gekommen. Für den Fall, dass ein Verkauf der Bank als Ganzes scheitert, hat die AHBR selbst die Liquidation nicht ausgeschlossen. Ein Zusammenbruch wäre die größte Bankenpleite in Deutschland seit dem Aus der Herstatt-Bank 1974.

Erste Offerten

BdB-Präsident und Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller hatte sich aber erst vor wenigen Tagen zuversichtlich gezeigt, dass ein Komplettverkauf noch 2005 über die Bühne geht. Finanzkreisen zufolge sind der Finanzinvestor Lone Star und ein Konsortium um Christopher Flowers und George Soros an dem Immobilienfinanzierer interessiert. Auch der US-Investmentbank Merril Lynch wird weiter ein Interesse nachgesagt. Die Texas Pacific Group (TPG) sei aus dem Rennen ausgestiegen, hieß es in den Kreisen.

Erste Offerten gehen von einem negativen Kaufpreis aus. Die Käufer fordern also noch Geld dafür, dass sie die Hypothekenbank übernehmen. Im Extremfall müssten die deutschen Banken über den Einlagensicherungsfonds und womöglich die BGAG etwaige Verluste oder Risikoabschirmungen tragen.

Der Sprecher der Gewerkschaftsholding wollte sich am Samstag nicht zum Stand des Verkaufs äußern und verwies auf die Aussagen Müllers. Mit Blick auf einen Zeitungsbericht, wonach Deutschlands größte Hypothekenbank Eurohypo an einem milliardenschweren AHBR-Portfolio interessiert ist, sagte der BGAG-Sprecher, dies stehe nicht zur Debatte. "Zum Verkauf steht die gesamte Bank", fügte er hinzu. (APA/Reuters)