Paris - Mit heftigen Protesten haben die französischen Polizeigewerkschaften auf die Verhaftung eines Sicherheitsbeamten reagiert, der unter dem Verdacht steht, einen 19-jährigen Randalierer mit Füßen und Fäusten misshandelt zu haben. Die führende Polizeigewerkschaft Alliance hat im Departement Seine-Saint-Denis, in dem sich der Vorfall zugetragen hatte, für die Dauer des Wochenendes aus Protest einen "Minimaldienst" angekündigt. Solidarisch mit den Polizisten erklärte sich auch der Rechtsaußen-Politiker Philippe de Villiers, Präsident des Mouvement pour la France (MPF).

Vergangenen Montag waren in La Courneuve bei Paris einige Sicherheitsbeamte dabei gefilmt worden, wie sie den jungen Mann zu Boden warfen und schlugen. Der Film war dann im Staatsfernsehen "France 2" zu sehen. Einer der Polizisten wurde am Freitag in Haft genommen, vier weitere wurden unter gerichtliche Aufsicht gestellt. Den Beamten drohen bis zu fünf Jahre Haft. Die Polizeigewerkschaften verlangen, dass auch der inhaftierte Beamte unter Gerichtsaufsicht gestellt wird.

"Fühlbare Spannung"

"Es herrscht eine fühlbare Spannung bei den Sicherheitsbeamten, und wir verstehen das", erklärte Jean-Claude Delage, stellvertretender Generalsekretär der Gewerkschaft Alliance, und fügte hinzu: "Wir rufen alle unsere Kollegen dazu auf, weiter so professionell zu handeln, wie sie dies seit Beginn der Ausschreitungen machen."

In französischen Vorstadtzonen wurden in den vergangenen Nächten bereits tausende Fahrzeuge und zahlreiche öffentliche Gebäude in Brand gesteckt. Am Samstag kam es in Lyon zum ersten Mal im Stadtkern einer Metropole zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Randalierern.

Delage warnte weiters vor "dem Versuch der rechtsextremen politischen Kräfte, die Gereiztheit der Polizisten auszuschlachten". Die Erbitterung der Polizisten stieg umso mehr, als derselbe 19-jährige Mann, wegen dessen Misshandlung der Polizeibeamte in Haft genommen wurde, am Samstag erneut festgenommen wurde, nachdem er mit Steinen Feuerwehrleute beworfen hatte. Freitagabend wurde ein weiterer Polizist in Saint-Quentin (Aisne) durch einen Molotowcocktail verletzt, was die Erbitterung der Sicherheitskräfte noch steigerte.

Der Europaparlamentarier de Villiers bezeichnete die Sanktion gegen den inhaftierten Polizisten als "beleidigend". Er warf Innenminister Nicolas Sarkozy (UMP) vor, "nicht ein Staatsmann, sondern ein Mann des Marketing" zu sein. "Er will sich durch die Inhaftierung eines Polizisten, der entgleist ist, die Wählerschaft der Vorstädte erkaufen", betonte der Rechtsaußen und fügte hinzu: "Das politische System schenkt den Randalierern mehr Aufmerksamkeit als jenen, die die Ordnung wieder herstellen wollen und nach zwei Wochen mit 18 Stunden Arbeit am Tag erschöpft sind." (APA)