Ein Fußballteam als Symbol für die erfolgreiche Spielanlage eines Staates oder einer Nation zu bezeichnen ist beinahe so oberflächlich wie den Islam als im Grunde totalitäre Religion herabzuwürdigen. Frankreich stellte lange Zeit seine Weltmeistermannschaft von 1998 aus weißen, schwarzen und arabischen Spielern als das schlagende Symbol für eine nationale Bruderschaft dar. Das ist ebenso Nonsens, wie Teams aus Kamerun oder Nigeria als zwar talentiert, aber undiszipliniert und daher den Europäern unterlegen darzustellen.

Im zweiten Fall blitzt latenter Rassismus durch, im ersten Fall handelt es sich um das Klischee vom egalitären Frankreich als politisches Exempel mit Heldenmehrwert.

Als Frankreich Weltmeister wurde, war die große Zeit des Rechtsaußen Jean-Marie Le Pen, und Frankreichs Teamkapitän Zinedine Zidane sprach als Kind algerischer Eltern aufrechte Worte gegen Le Pen und andere Vorurteilsgewinnler. Im Glanz der Weltmeister lobte Präsident Jacques Chirac pathetisch das multikulturelle Frankreich. Als die deklassierten, dekulturalisierten Jugendlichen in Paris begannen zu randalieren, fand er lange Zeit keine Worte.

Die Assimilation im Profifußball ist eben nur die Assimilation im Profifußball. Wiens Verwaltung hat endlich die Gemeindebauten für "Ausländer" geöffnet. Wenn die Regierung das Integrationsproblem der Schulen und die (Jugend-)Arbeitslosigkeit endlich angeht, könnte Österreichs sozialer Frieden halten und Verhetzer wie H. C. Strache Episode bleiben. Dann noch das "Ausländerproblem" im Fußball intelligent lösen, talentierte türkisch-, kroatisch- oder slowakischstämmige Kicker ins Team, und es geht los. (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 14. November 2005, Johann Skocek)