Nablus - Israelische Soldaten haben nach palästinensischen Angaben in der Nacht auf Montag im Westjordanland ein ranghohes Mitglied der radikalen islamischen Hamas-Bewegung getötet. Wie Ärzte und Augenzeugen berichteten, wurde Amjad Hanawi bei einer Razzia in der Stadt Nablus erschossen. Der 34-Jährige war der militärische Befehlshaber der Hamas für das nördlichen Westjordanland. Der militärische Hamas-Flügel "Brigaden Ezzedin el-Kassam" (Izz el-Deen al-Qassam) drohte Israel unterdessen in einer schriftlichen Erklärung mit "schmerzhafter Vergeltung".

Die israelischen Streitkräfte bestätigten zunächst lediglich, bei einer Razzia in Nablus habe eine Person die Soldaten angegriffen und sei bei dem Versuch, zu fliehen, erschossen worden. Nach palästinensischen Angaben umstellten die israelischen Soldaten gegen Mitternacht Hanawis Haus und forderten alle Bewohner auf, herauszukommen. Hanawi habe zu fliehen versucht und sei erschossen worden, als er über einen Zaun steigen wollte, hieß es.

Die Hamas, die Israels Existenzrecht bestreitet, hatte erst vor wenigen Tagen erstmals Bereitschaft zu Verhandlungen mit der israelischen Führung nach den palästinensischen Wahlen im kommenden Jänner erkennen lassen. Hamas-Führer Mahmoud Zahar sagte am vergangenen Mittwoch in einem Interview mit dem israelischen Rundfunk, ob es zu Verhandlungen komme, werde von "der anderen Seite" abhängen. Der israelische Staat solle "den Palästinensern eine Chance geben, wie Menschen zu leben", forderte Zahar. Im September hatte Israels Verteidigungsminister Shaul Mofaz mit der "gezielten Tötung" von Zahar gedroht und dabei auf die "Liquidierung" der Hamas-Führer Scheich Ahmed Yassin und Abdelaziz Rantisi durch die israelische Armee hingewiesen.

Der israelische Regierungschef Ariel Sharon hatte in der vergangenen Woche vor dem parlamentarischen Ausschuss für Außen- und Sicherheitspolitik erklärt, Israel werde die palästinensischen Wahlen nicht stören, auch wenn die Hamas daran teilnehmen sollte. Sein Berater Assi Shriv sagte, Hamas-Kandidaten würden ihr Leben riskieren, sollten sie offen Wahlkampf betreiben. Die Hamas hatte bei den Kommunalwahlen vom vergangenen Dezember und Jänner im Westjordanland und Gaza-Streifen Erfolge auf Kosten der Fatah von Präsident Mahmoud Abbas verbuchen können.(APA/AP/Reuters)