Wien - Nicht gut zu sprechen ist die Staatsanwaltschaft Wien auf Austria-Tormann Joey Didulica. Gegen den Kroaten des Fußball-Bundesligisten sind seit Ende Mai Vorerhebungen wegen schwerer Körperverletzung anhängig, nachdem er im letzten Derby der vergangenen Bundesliga-Saison Rapid-Stürmer Axel Lawaree mit einer Sprungattacke im Gesicht getroffen und diesem u.a. die Nase gebrochen hatte. Dass die Entscheidung über eine allfällige Anklageerhebung nach wie vor aussteht, hängt mit Didulicas mangelnder Kooperationsbereitschaft zusammen.

"An sich sind in dieser Sache alle in Frage kommenden Zeugen befragt worden. Die ärztlichen Belege liegen vor. Was jedoch noch immer fehlt, ist die Beschuldigteneinvernahme", hieß es bei der Anklagebehörde. Didulica habe "wiederholt und unentschuldigt" polizeiliche Vorladungen ignoriert. Ohne seine Aussage könne man jedoch die Vorerhebungen nicht abschließen.

Direkt bei der U-Richterin

Weitere Verzögerungen will die Staatsanwaltschaft nicht mehr hinnehmen. Didulica hat mittlerweile eine gerichtliche Vorladung erhalten und soll seine Aussage jetzt direkt bei der U-Richterin deponieren. Sollte er zu diesem Termin wieder nicht erscheinen, droht ihm die polizeiliche Vorführung.

"Wenn jemand im Vorverfahren zu einer Beschuldigteneinvernahme ohne Angabe von Gründen nicht kommt, wird grundsätzlich zunächst einmal überprüft, ob die Ladung zugestellt werden konnte. Hat er diese erhalten, muss er mit der Vorführung rechnen", erklärte Landesgerichtssprecherin Alexandra Mathes.

Im Grauen Haus fragt man sich, ob Didulica überhaupt der Ernst der Lage klar ist, in die er sich manövriert hat. "Ein bösartiger Staatsanwalt könnte ja auf die Idee kommen, dass Didulica jedenfalls während eines Austria-Spiels anzutreffen ist. Der Vorführung wäre sicher Erfolg beschieden, wenn man ihn nach einem Heimspiel von der Polizei abführen lässt."

Austria: "Kopf-in-den-Sand-stecken" nicht angebracht

Austria Magna, Arbeitgeber von Didulica, reagierte auf die Versäumnisse des Tormannes prompt. "Es handelt sich zwar um eine private Angelegenheit, aber wir werden den Spieler unverzüglich auffordern, sich so rasch wie möglich mit der zuständigen Behörde in Verbindung zu setzen", sagte Christoph Pflug, der Pressesprecher des Fußball-Vereins am Montag.

Die Politik des "Kopf-in-den-Sand-stecken" sei nicht angebracht, meinte Pflug in Absprache mit Austria-Manager Markus Kraetschmer, der am Montag zur selben Zeit dem Arbeitsprozess zwischen seinem Vorgänger Toni Polster und dem Austria-Mäzen Frank Stronach beiwohnte. Die Wiener würden ihrem kroatischen Tormann jegliche rechtliche Hilfe anbieten, sofern dieser eine solche wünsche.(APA)