Innsbruck - Für großes Aufsehen hat die Bauverhandlung zu dem umstrittenen Minarett in der Marktgemeinde Telfs im Tiroler Oberland am Montag gesorgt. Der Gebetsturm wurde baubehördlich genehmigt. Kritik gab es vor allem wegen befürchteter Lärm- und Verkehrsbelastung. Ein Anrainer kündigte bereits an, alle Instanzen durchlaufen zu wollen.

Zahlreiche Anrainer sowie Medienvertreter hatten sich in dem türkisch-islamischen Vereinslokal versammelt. Bei dem Bauvorhaben handle es sich nicht um ein Minarett, stellte der Telfer Bürgermeister Stephan Opperer (V) klar. Der Bauwerber - der Türkisch-Islamische Verein für kulturelle und soziale Zusammenarbeit - wolle einen Gebetsturm errichten. Dabei sei eine Beschallung durch Lautsprecher oder einen Muezzin nicht vorgesehen. Dies sei auch im Rahmen einer Dienstbarkeit im Grundbuch so verankert, unterstrich der Bürgermeister.

20 Meter Höhe

Der Turm soll in blauer Farbe, mit Naturstein verkleidet rund 20 Meter in den Himmel ragen. Im Inneren der Säule soll eine Wendeltreppe zu einer Aussichtsplattform führen. Der Turm werde das Orts- und Straßenbild zwar beieinträchtigen, aber eine "erhebliche Beeinträchtigung" ergebe sich dadurch nicht, hieß es in mehreren Gutachten von Sachverständigen.

Kritik übten die Anrainer vor allem an der Parkplatzsituation. Bei Hochzeitsfesten, Beschneidungsfeiern oder etwa Polterabenden in dem Vereinslokal würden "hunderte Fahrzeuge die Straßen verparken". Zudem würden Kinder unbeaufsichtigt auf der Straße spielen. Auch bei den Grundstückspreisen sei es zu einer Entwertung gekommen, beklagten sich einige.

Verkehrskonzept in Ausarbeitung

Ein Verkehrskonzept sei bereits in Ausarbeitung, besänftigte der Bürgermeister. Zudem rief er die anwesende Exekutive zu strengeren Kontrollen auf. Er appellierte auch an "den guten Willen und die gute Absicht" der Vereinsmitglieder, die Lärmbelästigung "hintanzustellen".

Bereits im Vorfeld hatte der geplante Bau die Wogen hoch gehen lassen. So hatte etwa eine Bürgerinitiative eine Unterschriftenaktion gestartet. Dem Bürgermeister war zudem Befangenheit vorgeworfen worden. Heftige Kritik hatte es auch von Seiten der Politik gegeben. Während sich Vertreter der FPÖ gegen den Gebetsturm ausgesprochen hatten, hatten sich SP und VP sowie die Kirche für Toleranz eingesetzt.

"Das Bedürfnis, seinen Glauben nach außen sichtbar zu machen, sollte gerade (uns) Christen nicht fremd sein. Religiöse Toleranz sollte daher außer Streit stehen - dazu gehört auch der Wunsch nach Gebetsräumen und den dazugehörenden Zeichen", erklärte Integrations-Landesrätin Elisabeth Zanon (V) in einer Aussendung.

"Wichtiges Symbol"

Bei dem geplanten "Minarett" handelt es sich nach Angaben des Türkisch-Islamischen Vereins für kulturelle und soziale Zusammenarbeit (ATIB) um den insgesamt dritten Gebetsturm in Österreich. Einer befindet sich in Wien, ein weiterer - allerdings vergleichsweise kleiner - in Saalfelden. Die Moschee in der mehr als 14.000 Einwohner zählenden Marktgemeinde Telfs - etwa 3.000 davon sind islamischen Glaubens - gibt es bereits seit 30 Jahren. Am nunmehrigen Standort ist das Gebetshaus seit 1998 beheimatet.

Die 20 Meter hohe Gebetssäule ist nach Ansicht des Vereins ein "wichtiges Symbol": Eine Moschee ohne Gebetsturm sei wie eine Kirche ohne Kirchturm", erläuterte der Sprecher des 250 Mitglieder zählenden Telfer Vereins, Osman Saltan der APA. (APA)