Wien - Für den iranischen Ex-Präsidenten Mohammad Khatami gedeiht der Pluralismus durch Frieden, nicht durch Zersplitterung und Feindschaft. Bei der Eröffnung der Konferenz "Islam in einer pluralistischen Welt" Montag Abend in Wien wies Khatami auf das gemeinsame Fundament der moslemischen, christlichen und jüdischen Religion hin.

Für Khatami gibt es in der modernen Welt mit ihren unterschiedlichen Religionen und Lebensräumen eine nie gekannte Abhängigkeit. Jede Krise in einem Teil der Erde habe Auswirkungen auf andere Teile des Planeten. Daher sei es notwendig, einen Dialog zu führen, in dem der Pluralismus als Vorteil und nicht als Mangel gesehen werde.

Flammen des Krieges

Der als reformorientiert geltende frühere iranische Staatspräsident warnte vor einer Sprache, welche "die Flammen des Krieges entfachen" könne. In den Beziehungen zwischen Islam und Christentum sollten nicht die "dunklen Kapitel der Geschichte" hervorgehoben und etwa von den "Kreuzzüglern" gesprochen werden. "Das ist kein ethischer Akt", so Khatami. "Das einzige, was wir vom Krieg lernen können, ist, dass er nicht wiederholt werden darf", fügte er hinzu.

Khatami betonte, in der sich schnell verändernden Welt, in der es keine soliden, beständigen Fundamente mehr gebe, könne die Religion ein solches Fundament sein und den Menschen Zuflucht und Frieden geben. Die Religion sei zudem der "Klebstoff" der Gesellschaft und ermögliche Solidarität zwischen den Klassen.

Religion könne aber auch die Welt vor Arroganz und Tyrannei schützen. Die großen Religionen sollten sich zusammentun, um die Welt vor Atombomben und Chemiewaffen zu retten. "Friede soll das Herzstück jeder Religion sein", unterstrich Khatami. (APA)