Bregenz - Musikkapelle, Trachtenverein, freiwillige Feuerwehr: Teilnahme am Vereinsleben gehört vor allem außerhalb der Großstädte zum guten Ton. In Vorarlberg wurde untersucht, wie lebendig die traditionelle Struktur noch ist und was die sozial engagierten Menschen davon haben.

"Wer sich in Vereinen engagiert, ist glücklicher, zufriedener und gesünder", diesen Schluss zieht Landeshauptmann Herbert Sausgruber aus der am Montag präsentierten Studie "Sozialkapital in Vorarlberg". Die Fachhochschule untersuchte das Beziehungsgeflecht und die Bereitschaft zur Kooperation in der Vorarlberger Gesellschaft. Das soziale Netz sei immer noch dicht geknüpft, sagte Studienverfasser Hermann Denz, man könne sich aber auch in Vorarlberg internationalen Trends nicht verschließen.

So zeigten sich die Folgen von Individualisierung, Leistungs- und Zeitdruck im "leicht sinkenden" Engagement für Vereine und soziale Bewegungen. Waren vor drei Jahren noch 67 Prozent in Vereinen organisiert, sind es heute 60 Prozent. Junge Menschen setzen eher auf virtuelle Netzwerke.

Durchaus stabil seien die sozialen Netzwerke in Krisenzeiten. Denz: "Auch allein lebende Menschen bleiben im Krankheitsfall nicht ohne Hilfe. Wer als Single lebt, ersetzt das familiäre Netz durch Freunde." Das professionelle Hilfsangebot habe hingegen niedrigen Stellenwert. Wenig Vertrauen wird in staatliche Institutionen oder Parteien gesetzt.

Auf einer Skala von 0 bis 10 liegen alle politischen Institutionen unter 5. Am geringsten ist mit 3,6 der Vertrauenswert der Parteien. Ausnahme sind Menschen mit kirchlichen Bindungen, sie vertrauen ihrer Umwelt eher. Die politische Folgerung Sausgrubers: "Wir müssen die junge Generation von der Wichtigkeit gesellschaftlichen Engagements überzeugen." (jub/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15. 11. 2005)