Wien - Ein Viertel der Österreicher über 40 Jahre ist von der gefährlichen chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) betroffen, die als klassische Raucherkrankheit mit dem Raucherhusten beginnt und mit einem Lungenemphysem (Lungenblähung) enden kann. Doch nur ein Bruchteil ist in Behandlung. Aus Anlass des Welt-COPD-Tages am 16. November forderte jetzt die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP) mehr Maßnahmen zur Früherkennung.

So schädigt das Rauchen laut einer brandneuen Studie von Univ.-Doz. Dr. Michael Studnicka am Landeskrankenhaus Salzburg die Gesundheit der Österreicher: 26 Prozent der Menschen über 40 in der Allgemeinbevölkerung zeigen bei der Lungenfunktionsprüfung Anzeichen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Behandlungsbedürftig sind auf jeden Fall rund elf Prozent. Das ergab eine Untersuchung mit 2.200 Beteiligten, die erst Anfang Oktober präsentiert wurde.

Bisher war man in Österreich von bis zu 800.000 Menschen ausgegangen, die an der nicht heilbaren Lungenerkrankung leiden. Betroffen wären - so die Annahme vier bis sechs Prozent Prozent der Männer und ein bis drei Prozent der Frauen. Jeder fünfte bis dritte Raucher entwickelt eine COPD. Das ist abhängig von der Zahl der gerauchten Zigaretten, der Dauer der "Raucherkarriere" sowie individuellen genetischen Bedingungen.

Alarmierende Situation

Doch die neuen Daten aus Salzburg - sie dürften sich durchaus auf Gesamtösterreich umlegen lassen - deuten auf eine alarmierende Situation bei den respiratorischen Erkrankungen hin. Studnicka: "Die Häufigkeit der COPD bei Menschen über 40 im Stadium I oder schwerer (bis Stadium IV, Anm.) liegt bei 26,1 Prozent. Eine COPD im Stadium II oder schwerer - also auf jeden Fall behandlungs- und rehabilitationsbedürftig - haben 10,7 Prozent der Menschen."

Erschütternd: In der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen ist die Häufigkeit der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung mit 33,9 Prozent bei den Frauen bereits höher als bei den Männern mit 27,5 Prozent. Der Spezialist: "Wir müssen darüber hinaus davon ausgehen, dass 75 Prozent der COPD-Erkrankungen vom Stadium II und darüber nicht diagnostiziert und daher auch nicht behandelt werden."

Killerkrankheit

Dabei ist die COPD eine echte Killerkrankheit: Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung mit dem Beginn als "Raucherhusten" und dem möglichen Ende mit einer tödlichen Lungenüberblähung (Emphysem) wird international von der sechsten Stelle der Todesursachen im Jahr 1990 auf die dritte Stelle im Jahr 2020 vorrücken. Weltweit leiden derzeit rund 600 Millionen Menschen an dem Leiden. Es fordert pro Jahr drei Millionen Todesopfer.

Die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie startet jetzt eine Informationskampagne. In Gesundheitsämtern, Spitälern und Ordinationen liegt eine Broschüre mit dem Titel "Hör auf deine Lunge ..." auf. Vor allem sollen potenziell Betroffene - so ÖGP-Präsident Univ.-Doz. Dr. Günter Forche (Krankenhaus Elisabethinen/Graz) - dazu gebracht werden, möglichst früh den Arzt aufzusuchen. Im frühen Stadium der COPD ist nämlich durch schnellen Rauch-Stopp, eventuell medikamentöse Therapie und Training eine Rehabilitation möglich.

Die wichtigste Forderung der Lungenspezialisten: Jeder Raucher ab 40 sollte ein Mal im Jahr zu einer Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie) beim Arzt gehen. "Dabei kann der Arzt sofort und zu einem Zeitpunkt, zu dem viele Betroffene noch keinerlei Beschwerden haben, erkennen, ob eine COPD vorliegt", erklärte Forche. (APA)