Von Anfang an sei die Respektierung der Vielfalt ein wesentliches Element dieser Religion gewesen, sagte Ihsanoglu. Schon der Prophet Mohammed habe Verträge mit Juden und Christen abgeschlossen. Auch die ersten Kalifen und osmanischen Herrscher hätten sich in Toleranz gegenüber den "Buchreligionen" geübt. In Andalusien und am Balkan hätten Millionen unter islamischer Herrschaft friedlich nebeneinander existiert.
Für Ihsanoglu ist allen Religionen ein gemeinsamer spiritueller Hintergrund gemeinsam. Eines der Haupthindernisse für ein gegenseitiges Verständnis sei heute die wachsende Islamophobie im Westen. Um dem entgegenzuwirken, sollten sich die Medien für Toleranz einsetzen und Moslems im öffentlichen Leben stärker präsent sein.
Auch für den US-Spitzendiplomaten Daniel Fried sind Pluralismus und Demokratie kein Monopol des Westens. Sie seien auch nicht unvereinbar mit dem Islam.
Fried, für Europa und Eurasien zuständiger Assistant Secretary of State, wies in diesem Zusammenhang auf die Demokratiebestrebungen und Afghanistan hin, aber auch auf die Demokratien in anderen moslemischen Ländern wie etwa der Türkei, Malaysia und Indonesien hin.
Zugleich erinnerte er daran, dass sich auch in seinem Land die Demokratie erst langsam entwickelt habe. So hätte die Erklärung der Unabhängigkeit der USA volle staatsbürgerliche Rechte nur für weiße Protestanten vorgesehen. Die Sklaven seien davon ausgeschlossen gewesen.