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Mauro Lustrinelli und der Schweizer Trainer Koebi Kuhn am Flughafen von Istanbul.

Foto: APA/AP/Gillieron
Wien - Am Mittwoch wird das 32 Länder umfassende Starterfeld der Fußball-WM 2006 komplettiert. Fünf Deutschland-Fahrer werden noch ermittelt. Nach den Barrage-Hinspielen sind es praktisch aber nur noch vier. Denn in Preßburg tritt Spanien mit einem beruhigenden 5:1-Vorsprung an, müssen die Slowaken schon auf ein sehr großes "Wunder" hoffen. In den weiteren vier Duellen ist zur "Halbzeit" auf Grund der Resultate alles noch mehr oder weniger offen.

SLOWAKEI - SPANIEN (Hinspiel: 1:5, Preßburg, 20.15 Uhr/live ARD): Die Iberer kamen mit riesigem Optimismus im Gepäck an. "Wir werden nicht versuchen, das Guthaben über die Zeit zu bringen, sondern wollen auch hier gewinnen", kündigte Kapitän Raul an. Der Real-Stürmer denkt sogar schon einen Schritt weiter, in dem er sagt: "Wenn wir während der WM so konzentriert spielen wie jetzt, werden nicht viele Teams gegen uns gewinnen."

Der 68-jährige Teamchef Luis Aragones bremst hingegen etwas die Euphorie, schließlich sei erst ein Schritt getan. "Im Fußball kann man nie sicher sein." Während die Gäste auf den gesperrten David Albelda verzichten müssen, fallen auf der Gegenseite aus dem gleichen Grund Kapitän Miroslav Karhan und der in Madrid ausgeschlossene Verteidiger Martin Had aus. Außerdem ist Teamchef Dusan Galis wegen zu heftiger Schiri-Kritik im Hinspiel von der FIFA auf die Tribüne verbannt worden.

Galis, der Chef der Österreich-Legionäre Peter Hlinka, Jozef Valachovic (beide Rapid) und Vladimir Janocko (Austria), gibt sich keinen Illusionen hin. "Aber wir haben noch die Chancen zu beweisen, dass wir nicht so schlecht sind wie uns der Gegner am Samstag aussehen ließ. Wir werden den Spaniern das Leben diesmal schwerer machen, das zweite Spiel ist nicht verloren." Karhan fügte hinzu: "Diesmal werden alle ein ganz anderes Spielen erleben." Am Samstag hatte Hlinka durchgespielt und Janocko war im Finish eingewechselt worden.

TÜRKEI - SCHWEIZ (Hinspiel: 0:2, Istanbul, 19.15 Uhr/live ARD und Premiere): Den Gastgebern, vor vier Jahren gegen Österreich erfolgreich, dann sogar WM-Dritter, aber zuletzt in der EM-Ausscheidung 2004 an Lettland gescheitert, stehen mit dem Rücken zur Wand. Ihre Zuversicht haben sie mit der Niederlage in Bern aber nicht verloren. "Das 2:0 könnte für die Schweiz zu wenig sein, wenn wir ein schnelles Tor erzielen, kann alles kippen", sagt Teamchef Fatih Terim, der die gesperrt gewesenen Emre und Hamit Altintop zur Verfügung hat, aber Huseyin Cimsir vorgeben muss.

Was Österreichs EM-Partner 2008, der seit 14 Länderspielen unbesiegt ist, im Hexenkessel der Fenerbahce-Arena erwartet, bekam er bei der Ankunft auf dem Flughafen Atatürk zu spüren. Fanatische Fans hatten die Eidgenossen, die stundenlang auf ihre Einreise warten mussten und von vier Polizisten begleitet werden, mit Beschimpfungen, Wurfgegenständen und Transparenten mit der Aufschrift "Willkommen in der Hölle" empfangen. Es war dies eine Reaktion auf Wortgefechte und Rempeleien in den Berner Katakomben nach dem Hinspiel.

Die Schweiz kontaktierte wegen Sicherheitsbedenken die FIFA, die Ausschreitungen am Mittwoch nicht befürchtet. Der türkische Verband (TFF) trage die Verantwortung für einen einwandfreien Ablauf und eine korrekte Behandlung der Gäste. "Die 42.000 Zuschauer in Fenerbahces Sükrü-Saracoglu-Stadion sollen so laut wie möglich das Team anfeuern, sich fair benehmen und nur die Spieler die Antwort für die Berner Vorfälle auf dem Rasen geben", sagte ein TFF-Sprecher.

Der Schweizer Teamchef "Köbi" Kuhn und dessen Truppe versuchten sich unterdessen so gut es geht auf das Sportliche zu konzentrieren. "Die Türken müssen diesmal mehr tun, das wird uns Räume öffnen. Der Schlüssel in diesem Spiel ist, die Kontrolle zu bekommen. Wir dürfen uns nicht provozieren lassen, dann sind wir 2006 in Deutschland dabei", so der "Nati"-Trainer, der den gesperrten Verteidiger Ludovic Magnin ersetzten muss.

TSCHECHIEN - NORWEGEN (Hinspiel: 1:0, Prag, 20.15 Uhr/live ARD): Nach dem Hinspiel, in dem die gegen den EM-Zweiten von 1996 noch sieglosen Norsker harmlos agierten, deutet alles auf die erste WM-Teilnahme der seit 1990 eigenständigen Tschechen hin. Doch Vorsicht ist angebracht, denn so heimschwach die "Wikinger" sind, so gefährlich können sie in der Fremde sein. Teamchef Aage Hareide, dessen Truppe heuer auswärts noch nie verloren hat, hofft auf einen schnelles Tor. "Wir müssen attackieren, aber in der Abwehr auf Konter aufpassen."

Der Austria-Stürmer Sigurd Rushfeldt dürfte wieder auf der Ersatzbank beginnen. Libor Sionko (nicht im Kader), Stepan Vachousek (rekonvaleszent/beide Austria) und der Salzburger Vratislav Lokvenc (verletzt) drücken den Hausherren die Daumen. Der gesperrte Tschechien-Kapitän Tomas Galasek ist überzeugt: "Die Burschen schaffen das schon, wir qualifizieren uns." Teamchef Karel Brückner bangt noch um den Einsatz des blessierten Tomas Rosicky, darf aber neuerlich auf Team-Heimkehrer und -Aushelfer Pavel Nedved setzen, der sein 85. Länderspiel absolviert.

AUSTRALIEN - URUGUAY (Hinspiel: 0:1, 10 Uhr/live Eurosport): Der erste Weltmeister (1930) der Geschichte rechnet nicht nur wegen des knappen Guthabens wie vor vier Jahren, als das WM-Ticket gegen die "Aussies" durch ein 3:0 (heim) und 0:1 (auswärts) gelöst wurde, mit der WM-Endrunde. "Wir sind ein großes Land mit einer ebenso großen Fußball-Vergangenheit, wir haben das göttliche Recht in Deutschland mitzuspielen", posaunt Alvaro Recoba.

Der Stürmer weiß zwar nicht, welche Art von Spiel die Urus im Olympia-Stadion erwartet, aber er ist felsenfest von der der Stärke der eigenen Mannschaft und davon überzeugt, dass der zweifache Weltmeister 2006 nach Deutschland reisen werde. "Das 1:0 sollte uns jedenfalls reichen." Die Südamerikaner trafen nach 20-stündigem Flug und einem Zeitunterschied von 14 Stunden ohne Diego Forlan ein. Der Villarreal-Stürmer musste wegen einer Oberschenkel-Blessur w.o. geben.

Die Australier machen sich noch ebenfalls berechtige Hoffnungen, zum zweiten Mal an einer WM-Endrunde teilzunehmen. Es gibt gleich zwei gute Omen: Ihre WM-Premiere gaben die "Socceroos" 1974 in Deutschland und der eigens für die Barrage engagierte Niederländer Guus Hiddink hatte schon vor vier Jahren mit Südkorea als WM-Vierter Endrunden-Erfolge. Jetzt könnte der Oranje, der vor blindem Stürmen warnt, wieder zum Helden werden. "Er hat uns großes Vertrauen eingeimpft. Wir glauben, dass vier es schaffen können", sagt Kapitän Mark Viduka selbstbewusst.

BAHRAIN - TRINIDAD/TOBAGO (Hinspiel: 1:1, Manama, 17 Uhr/Live Premiere und Eurosport): Mit dem 62-jährigen Leo Beenhakker darf sich noch ein zweiter Niederländer als Teamchef Trinidad/Tobagos Hoffnung auf die WM machen. Trinidads Star Dwight Yorke, der schon für Manchester United und Blackburn Rovers gespielt und in der englischen Premier League 121 Tore geschossen hat, ist im National-Stadion von Manama nur auf eins aus: "Unseren Traum Wirklichkeit werden lassen. Wir wissen, was zu tun ist." Für den Fünften der Asien-Zone spricht das Auswärtstor von Husein Salman, so kann man sich aufs Konter beschränken, ein 0:0 würde Bahrain genügen. (APA/Reuters)