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Der Präsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder, Alfred Brogyanyi ist für KMU-Unterstützung.

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Wien - Eine radikale Absenkung des Spitzensteuersatzes von derzeit 50 auf 45 Prozent und eine weitere Steuerentlastung für Otto Normalverbraucher fordert die Kammer der Wirtschaftstreuhänder von der nächsten Bundesregierung. 2008 oder 2009 ließen sich Steuerreformschritte im Gesamtausmaß von acht bis neun Milliarden Euro realisieren, die Hälfte davon durch Absenkungen des Steuertarifs. Gegenfinanziert werden könne dies etwa durch weitere Maßnahmen in der Verwaltungsreform, meinten Kammerpräsident Alfred Brogyanyi und sein Vize, Steuer-Fachsenat-Vorsitzender Karl Bruckner, am Dienstag.

Außer der Absenkung der nominellen Grenzsteuersätze auf 45, 40 und 35 Prozent sollte die "Sechstelbegünstigung" - also die reduzierte Besteuerung des 13. und 14. Gehalts (Urlaubs- und Weihnachtsgeld) der unselbstständig Beschäftigten - auch auf die Selbstständigen ausgedehnt werden, verlangen die Wirtschaftstreuhänder.

Allein diese Ausweitung würde 400 Mio. Euro kosten, weitere 200 Mio. Euro die Reduzierung der an den Spitzensteuersatz gekoppelten Kapitalertragsteuer (KESt) auf 22,5 Prozent.

Im Steuerwettbewerb mithalten

Nötig seien die Entlastungen, um im Steuerwettbewerb in Europa, insbesondere mit den benachbarten CEE-Ländern, mithalten zu können. "Es geht darum, ein Zeichen gegen die Abwanderung zu setzen. Bratislava ist nicht weit von Wien", sagte Brogyanyi am Dienstag in einem gemeinsamen Pressegespräch mit Bruckner. Dieser sagte: "Das Thema ist Standortsicherung und KMU-Unterstützung und nicht ,Wie kann ich die Reichen vertreiben' - das sind die Leistungsträger."

Außer der reinen Steuertarifabsenkung verlangen die Wirtschaftstreuhänder auch eine Verbreiterung der letzten Steuerstufe, sodass künftig erst Einkommen über 70.000 Euro im Jahr (statt derzeit 51.000 Euro) vom höchsten Satz betroffen wären, der zugleich von 50 auf 45 Prozent sinken soll.

Durchschnittssteuersatz

Für Spitzenverdiener würde der effektive Grenzsteuersatz inklusive Sechstelbegünstigung damit von 43,7 auf 39,4 Prozent sinken. Bei einem Einkommen von exakt 70.000 Euro würde der Durchschnittsteuersatz von 37,98 auf 33,21 Prozent sinken.

Mit der Nullsteuer für Einkommen bis 10.000 Euro im Jahr müssten schon heute 2,5 Mio. Österreicher keine Steuern mehr zahlen, erinnerte Bruckner.

Er schätzt, dass bei der Entlastung 3,5 bis vier Mrd. Euro bei Einkommen bis 70.000 Euro im Jahr angesiedelt seien, also bei 6000 bis 6500 Euro brutto im Monat, da vor der Besteuerung noch die SV-Beiträge abzuziehen sind. Bruckner: "Das führt zu einer massiven Entlastung des Mittelstandes." Auf die Senkung des Spitzensteuersatzes allein würden dagegen lediglich 400 bis 500 Millionen Euro entfallen. (APA/red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.11.2005)