Josef Kreilmeier aus Linz war entsetzt, als er den Artikel im STANDARD (26. Juli, Volkschule mit zweifelhaftem Namen ) las. Die niederösterreichische Gemeinde Langenlois lehnt eine Umbenennung ihrer Josef-Rucker-Volksschule ab, obwohl Rucker nachweislich SS-Mitglied war. Kreilmeier schrieb eine Protest-Mail an die Gemeinde – und muss sich deshalb am Mittwoch, wegen übler Nachrede vor dem Bezirksgericht Langenlois verantworten.

Bürgermeister Kurt Renner (ÖVP) hatte den Linzer geklagt. Der in der E-Mail das Verhalten des Stadtoberhauptes kritisiert hatte. Am meisten ärgere Kreilmeier, "dass jene, die für eine Umbenennung der Schule kämpfen, als Nestbeschmutzer dastehen."

"Sehr emotionale Mail"

Eltern, die Bedenken gegen den Namen der Schule äußerten, hatte Renner nämlich geantwortet: Den "wieder gut aufgebauten Ruf" von Langenlois – Gottfried Küssel hatte dort wiederholt rechte Wehrsportübungen abgehalten – "durch derartige Kriegsrecherchen neuerlich zu schädigen, wäre unverantwortlich... Fest steht, dass der Gemeinderat 1980 einstimmig beschlossen hat, den damaligen Bürgermeister und Direktor Josef Rucker, in der Form zu ehern."

Diese Einstellung hat den 49-jährigen Linzer veranlasst, dem Bürgermeister eine "sehr emotionale Mail" zu schicken. Die er aber nicht an dessen private Adresse sandte, sondern an das Stadtamt Langenlois. Somit hatten mehrere Personen Zugriff, und aus dem Grund sieht der Bürgermeister seinen guten Ruf geschädigt. Kreilmeier drohen bis zu sechs Monaten Haft. (ker/DER STANDARD; Printausgabe, 16.11.2005)