München/Wien - "Bei Giesecke und Devrient wird jetzt schon die zweite Woche unbefristet gestreikt", schildert Sabine Pustet von der Vereinten Deutschen Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. In manchen Abteilungen des großen Münchner Banknoten- und Plastikkartenherstellers - er produziert unter anderem die österreichische E-Card - hätten "90 Prozent" der Belegschaft die Arbeit niedergelegt.

Grund des Arbeitskampfes ist die geplante Übersiedlung der gesamten Kartenproduktion von G & D aus dem bayrischen Louisenthal ins slowakische Nitra; ein Schritt, der laut Pustet "trotz hoher Unternehmensgewinne" vollzogen wird. Damit einher gehen - laut Verdi - 240 Kündigungen, die Unternehmensleitung spricht von rund 160.

Konkret gerungen wird derzeit um einen Sozialtarifvertrag, wie ihn deutsche Gewerkschaften bei Produktionsverlagerungen ins Ausland prinzipiell einfordern. Doch im Unterschied zum Computerchiphersteller Infineon, der dem Tarifvertrag kürzlich zugestimmt hat, signalisiert G&D-Unternehmenssprecherin Barbara Kössler lieber ein Einlenken beim Sozialplan: "Für über 100 gekündigte Arbeitnehmer haben wir Ersatzverwendungen."

Österreichische E-Card nicht betroffen

Nicht von alledem betroffen seien Herstellung und Auslieferung der österreichischen E-Card, betont Kössler. Das glaubt man auch beim heimischen Hauptverband: "Die vereinbarte Lieferung von täglich 70.000 E-Cards geht programmgemäß über die Bühne", heißt es aus dem Büro von Geschäftsführer Volker Schörghofer. G&D- Belegschaftsvertreter Peter Stark hingegen spricht von "gewissen aktuellen Verzögerungen bei der Auslieferung" - und stellt für die Zukunft gar mögliche "Qualitätseinbußen" bei der Kartenproduktion in der Slowakei in den Raum.

Dergleichen werde keineswegs geschehen, widerspricht Kössler. Während man beim Hauptverband darauf hinweist, "dass die Erstausliefrung der E-Cards am 25. November 2005 österreichweit abgeschlossen sein wird." Sollte es bei den bis 2009 vereinbarten Nachlieferungen zu Problemen kommen, müsse man "eben schauen, was im Vertrag steht. Doch dort steht sicher nicht drin, dass die E-Card in Deutschland hergestellt werden muss." (Irene Brickner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.11.2005)