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Dichand zu beweisen, wer der bessere Medienmacher ist, versuchte Falk ab 1986 mit der "Ganzen Woche".

Foto: APA/ORF/Gerhard Hinterleitner
Hätte Gewerkschafter und Finanzhelfer Franz Olah Hans Dichand nicht mit einem jungen Marketingmann von Persil zusammengebracht, die "Kronen Zeitung" hätte kaum jene Rekordreichweiten geschafft.

Die offizielle Arbeitsteilung: Dichand leitete die Redaktion, Kurt Falk Druck, Vertrieb, Anzeigen und vor allem Marketing. Um das Kleinformat zu pushen, erfand er Gewinnspiel um Gewinnspiel, zudem Abobeigaben wie Haushaltsgeräte, linkte die Konkurrenz, bis die auf Großformat umstellte und die "Krone" alleine so handlich blieb.

Er mischte sich durchaus auch in die Redaktion ein. Nicht nur mit jenem legendären Satz: "Sie fressen mein Eigentum", wie er einen bleistiftkauenden Journalisten angeherrscht haben soll. Vermarktbare Ideen für Serien lieferte er laufend. Auch jene für die Judenserie, deren Plakate in Wien hässliche Assoziationen weckten.

Streik der Redaktion

Falk brachte es bis zum Streik der Redaktion gegen ihn. Der Maniker ging, zog sich aus dem aktiven Geschäft zurück. Nicht ohne Vertrag über seine Rückkehrrechte, sobald die legendär gewaltigen Gewinne des Kleinformats um mehr als zehn Prozent sinken. Taten sie dank anderer kaufmännischer Talente nie.

Nur einmal im Jahr waren Falk und Dichand fürderhin beisammen und gar ein Herz und eine Seele. In der Wiener Innenstadtkanzlei eines Rechtsanwalts beschlossen die Hälfteeigentümer die Ausschüttung der Gewinne.

1987 sind beide zu früh, auf einer Parkbank in der Tuchlauben schlägt Falk die Trennung vor: Dichand hat ein paar Monate, um ihn um rund 160 Millionen Euro auszukaufen. Schafft er es nicht, ist danach Falk dran.

Dichand holt im letzten Moment die deutsche WAZ-Gruppe in die "Krone", die dann auch gleich den "Kurier" dazunimmt, die Mediaprint gründet und sich schließlich auch mittelbar noch am News-Konzern beteiligt. Am Anfang von Österreichs Medienmoloch Formil steht Kurt Falks "Krone"-Vorschlag.

Billigblatt "Ganze Woche"

Dichand zu beweisen, wer der bessere Medienmacher ist, versuchte er schon ab 1985 mit der "Ganzen Woche". Das bunte Billigblatt machte er mit gewohnten Rezepten rasch zum größten Wochentitel des Landes. Dichand, heute bald 85, versuchte sie niederzuklagen, daher Falks Vorschlag.

Ab 1992 durfte Falk eine Tageszeitung machen - und scheiterte mit "täglich Alles" nicht zuletzt an seiner Kompromisslosigkeit. Gegenüber seiner Belegschaft, vor allem gegenüber Anzeigenkunden. 2000 stellt er das vielmillionenschwere "Alles" auf Papier ein, bald auch im Internet.

Die "Ganze Woche" verkaufte der Schillingmilliardär 2001 seinen Söhnen Noah und Samuel - und ein Prozent seiner langjährigen Sekretärin. Doch lange noch produzierte er das Heft höchstpersönlich. Dessen Zukunft: offen.

"Bitte keinen Nachruf!"

Die Mitarbeiter der "Ganzen Woche" veröffentlichen die Todesnachricht in der Mittwoch erscheinenden "Ganzen Woche". Kurz vor seinem Tod habe Falk ihnen geschrieben: "Bitte keinen Nachruf! Ich möchte diese Welt ebenso lautlos und unbemerkt verlassen, wie ich sie betreten habe."

Zwischen diesen zwei Momenten wurde der stets unter Spannung stehende Falk umso lauter - nicht zuletzt mit seinen Produkten. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 16.11.2005)