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Der italienische TV-Bericht zeigt bisher unveröffentlichte Aufnahmen des Angriffs auf Falluja

Foto: AP/RaiNews24
Washington - Das US-Verteidigungsministerium hat zugegeben, dass US-Truppen bei ihrer Großoffensive im irakischen Falluja vor einem Jahr Phosphor als Waffe eingesetzt haben. Pentagon- Sprecher Barry Venable wies am Dienstag aber zugleich die Darstellung eines italienischen Fernsehsenders zurück, dies habe sich gegen Zivilpersonen gerichtet.

Venable sagte, Phosphor werde häufig zur Markierung von Zielen und zur Erleuchtung feindlicher Stellungen gebraucht. In Falluja sei es jedoch auch als eine Brandwaffe gegen feindliche Kämpfer eingesetzt worden.

Noch in einem am Dienstag von der britischen Zeitung "The Independent" veröffentlichten Brief des US-Botschafters in Großbritannien, Robert Tuttle, hieß es, "US-Streitkräfte setzen Napalm oder Weißen Phosphor nicht als Waffen ein". Auch das US-Außenministerium hatte den Einsatz von Phosphorgranaten gegen Menschen bisher abgestritten (Stellungnahme des US State Department).

Tödliches Gift

US-Marineinfanterist Jeff Engelhart wurde in dem RAI-Bericht mit den Worten zitiert: "Verbrannte Körper, verbrannte Kinder, verbrannte Frauen. Weißer Phosphor tötet auf unberechenbare Weise. Es bildet eine Wolke, die im Umkreis von 150 Metern jeden Menschen und jedes Tier verbrennt."

"Feuerregen"

In der Reportage kommen auch Zivilisten aus der Sunniten-Hochburg als Zeugen zu Wort. "Ein Feuerregen fiel auf die die Stadt. Die Menschen, die von den verschiedenfarbigen Substanzen getroffen wurden, begannen zu brennen. Wir haben Leichen mit seltsamen Verletzungen gefunden. Ihre Körper waren verbrannt, während ihre Kleider noch in Ordnung waren", erzählte ein Wissenschaftler. Für Menschen ist das Gift tödlich.

Irakische Menschenrechtler untersuchen den Einsatz von Phosphor-Geschossen durch amerikanische Truppen gegen Aufständische in Falluja. Ein Expertenteam sei am Mittwoch in der Stadt eingetroffen, sagte der amtierende Minister für Menschenrechte, Narmin Uthman, dem britischen Sender BBC.

Bericht in US-Fachzeitschrift

Die Zeitschrift "Field Artillery Magazine" (Ausgabe März/April 2005, Seite 26) berichtete, weißer Phospor ("WP") sei als "mächtige psychologische Waffe" eingesetzt worden, wenn normale "High Explosive"-Munition ("HE") nicht den gewünschten Effekt erreichte: "We fired 'shake and bake' missions at the insurgents, using WP to flush them out and HE to take them out."

Auch die im Südirak stationierten britischen Soldaten setzen Phosphor ein, aber nicht als Waffe, wie ein Sprecher von Premierminister Tony Blair am Mittwoch versicherte. Das hochentzündliche Material werde nur verwendet, um Rauch zu verursachen. Weißer Phosphor entzündet sich ab Temperaturen von etwas mehr als 30 Grad Celsius, sobald er mit Sauerstoff in Kontakt kommt. Dabei entstehen eine Stichflamme und dichter weißer Qualm.

"Chemiewaffe" oder nicht?

Pentagon-Sprecher Barry Venable geht davon aus, dass die Verwendung von Phosphorgranaten nicht durch internationale Konventionen verboten ist. Professor Paul Rodgers von der Universtät Bradford äußerte im Gespräch mit dem britischen "Independent"allerdings die Meinung, die Verwendung dieser Geschoße gegen Menschen sei sehr wohl als Chemiewaffeneinsatz zu werten.

Grüne protestierten

Die Grünen im Europaparlament erklärten, der "absichtliche und gezielte Einsatz von Weißem Phosphor gegen Menschen" sei ein "eklatanter Verstoß" gegen das Protokoll der Konvention zum Einsatz Konventioneller Waffen von 1980. In diesem sind Einsätze von Brandbomben verboten, bei dem auch Zivilisten zu Schaden kommen könnten. Der NATO-Rat solle sich dafür einsetzen, dass die USA das Abkommen unterzeichnen und sicherstellen, dass innerhalb der NATO generell auf den Einsatz von Weißem Phosphor verzichtet werde. (bed/APA/Reuters)