So provokant formulierte es neulich die Zeitung "El Pais". Gleichsam symptomatisch wie Aufklärung einfordernd ist auch das Filmprojekt "Entre el dictador y yo" ("Zwischen dem Diktator und mir"), das sechs spanische Jung-Regisseure - alle wurden erst nach dem Tod Francos geboren - am 20. November uraufführen. In Kurzfilmen von neun Minuten präsentieren sie ihren persönlichen Zugang zur Erinnerung an Franco.
Juan Antonio Berrero widmete seinen Beitrag der Yacht "Azor", von der aus der Generalisimo in seiner Freizeit auf Fischfang ging. Seit Jahren dümpelt sie weit weg vom Meer in Burgos als Blickfang vor einem gleichnamigen Motel vor sich hin und verrottet. Das weit im spanischen Festland gestrandete Schiff ist dermaßen gleichzeitig metaphorisches Symbol einer Epoche, der Sandra Ruesga (Jahrgang 1975) in ihrem Film mit der Frage begegnet: "Wie ist es möglich, dass ich mehr über Pinochet als über Franco weiß?".
Ebenso ausdrucksstark wie aussagekräftig ist auch das filmische Porträt, das Elia Urquiza von einer Franco-Statue in der nordspanischen Santander (Kantabrien) macht: Das stolze Haupt des Caudillo ist über und über mit einer Patina aus Taubendreck überzogen. "Das Interessante ist, dass alle Autoren unabhängig voneinander eine Desorientierung zu diesem Thema zeigen", erklärte die Produzentin Marta Andreu gegenüber "El Pais".
Diese Desorientierung lag hauptsächlich am Pakt des Schweigens, den Rechte wie Linke, also Sieger wie Verlierer des Bürgerkriegs von 1936-39, nach dem Ende des Franco-Regimes geschlossen hatten. Er hielt fast bis in die Gegenwart. Erst in den vergangenen Jahren brachen die alten Gräben wieder auf. Erst war es die kompromisslose Politik des konservativen Premiers Jose Maria Aznar (Volkspartei/PP), der vor allem wegen seiner starren Unterstützung des Irak-Krieges von US-Präsident George W. Bush nicht nur die Sozialdemokraten auf die Barrikaden brachte und das Lagerdenken wieder verschärfte.
Bereits zu dieser Zeit wurde vermehrt mit der Suche nach Massengräbern aus der Zeit der "Guerra Civil" begonnen, womit in beiden politischen Lagern eine rege Diskussion zum Thema Vergangenheit in Gang gesetzt wurde. Auch die Flut an belletristischen Werken zum Thema Bürgerkrieg trug das Seine dazu bei. Nachdem aber die Sozialisten im Zuge der Wirren nach den Terroranschlägen vom 11. März 2003 auf Vorortezüge in Madrid die Parlamentswahlen gewannen, hat sich ein neuer Kulturkampf herausgepellt.
Die konservative Volkspartei entdeckte die Straße als politisches Druckmittel. Gegen Verhandlungen mit der baskischen Terrororganisation ETA wurde ebenso demonstriert wie gegen die Homsexuellen-Ehe, gegen die Verlagerung von Teilen des Bürgerkriegsarchivs aus Salamanca nach Katalonien oder gegen mehr Autonomierechte für diese Region. Zuletzt gingen Hunderttausende gegen die Abwertung des Religionsunterrichts auf die Straße, die PP-Spitzen marschierten vorne weg. Als Gesprächsverweigerer wurde dabei stets Premier Jose Luis Zapatero (PSOE) gebrandmarkt. PP-Generalsekretär Angel Acebes warf ihm öffentlich vor, einen wesentlichen Teil der Bevölkerung geringzuschätzen oder schlicht zu ignorieren.