Sima teilt aus und die Kinder nehmen mindestens einmal nach. Dass das köstliche Reisfleisch in Afrika "Leisi" heißt, fanden die Kinder der 2a lustig

Foto: Schmidt
Seit sieben Jahren singen, kochen, basteln und spielen die Mitarbeiter des Projektes Iku nun mit den Kindern an steirischen Schulen und Kindergärten. Spielerisch will man Afrika näher bringen und vor allem Vorurteile und Ängste abbauen. Die Nachfrage ist groß.

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Graz – "Hast du gewusst, dass es ganz viele verschiedene Bananen gibt? Das haben wir gestern gelernt. Und es gibt ein großes und ein kleines Kongo und tausende Sprachen in Afrika." Die siebenjährige Seraphina aus der Klasse 2a ist von dem Projekt, das seit dieser Woche an ihrer Schule läuft, begeistert. Denn jeden Tag steht "Afrika" auf dem Stundenplan, aber jeder dieser Tage ist anders. T-Shirts werden bedruckt, über die Geografie und die Gebräuche Afrikas erzählt, eine Doku über die Kakaobohne gezeigt, afrikanische Speisen zubereitet und Trommeln geschlagen.

Doch das Projekt "Iku – spielend erleben" der interkulturellen Nonprofitorganisation Isop hat noch mehr im Sinn. "Das Gefühl des Zusammenseins soll unter den Kindern gestärkt werden, es geht um Begegnung und den Abbau von Vorurteilen und Rassismus", erzählt die in Kuwait geborene Sima aus dem Iku-^Team. Sima hat am Mittwochvormittag mit der 2a der Grazer Volksschule Bips ein afrikanisches Essen eingenommen – auf dem Fußboden und im Kreis sitzend, "damit sich alle gut sehen können".

Marie-Claude aus Ruanda hat das Leisi (Reisfleisch) die Mensole (Kochbananen) und das Ananasdessert zuvor mit den Kindern gekocht. Bevor alle zu essen beginnen, rufen sie: "Funge alaphia asche asche!" "Ich freue mich, dass es dich gibt", heißt das auf Edo, und die Schüler haben es sich schon gut gemerkt.

Gefragte Bananen

Der Leiter von Iku, Fred Ohenhen, ein aus Nigeria stammender Österreicher, gründete das Projekt mit Unterstützung vom Welthaus als er vor sieben Jahren seinen Zivildienst bei der Caritas ableistete. Als er dann seine Arbeit bei Isop begann, nahm er die Idee mit. Mit großem Erfolg: "In diesem Schuljahr sind wir vollkommen ausgebucht. Erst im Herbst können sich Schulen und Kindergärten wieder anmelden."

Dauernachfrage

Während also bei den Kindergartenpädagogen und Lehrern in der ganzen Steiermark Dauernachfrage herrscht, meinte der ehemalige FPÖ- Landesrat Leopold Schöggl im September, es müsse "nicht in jedem Kindergarten Bananensuppe gekocht werden" – DER STANDARD berichtete. Der Wahlkampfsager hinderte die Blauen auch nicht mehr daran, aus dem Landtag zu fliegen. Die von Schöggl monierte Landesförderung und das Arbeitsmarktservice unterstützen Iku seit vier Jahren.

"Wir machen auch Seminare für Tagesmütter, denn auch die kleinsten Kinder werden mit vielen Kulturen konfrontiert." Und denen machen die Geschichten vom Kontinent, wo es Nilpferde und Elefanten gibt, Spaß. "Eines muss ich noch sagen", meint Emanuel nach dem Essen mit einem Blick auf die Reste einer Ananas, "Sponge Bobs Haus hat sehr gut geschmeckt." (Colette M. Schmidt, DER STANDARD Printausgabe 17.11.2005)