Geplantes Kraftwerk im Tauerntal

Grafik: Standard
Innsbruck – "Vierzehn Jahre Aufbauarbeit für den Nationalpark Hohe Tauern wären dahin", wenn es zu einer Realisierung des Pumpspeicherkraftwerks Matrei-Raneburg käme, heißt es in einer amtsinternen Stellungnahme der Tiroler Nationalparkverwaltung. Das Projekt im Tauerntal nördlich von Matrei in Osttirol liegt außerhalb der Grenzen des Nationalparks und ist zugleich von diesem umgeben.

Diskussion nach Überschwemmung

In dem 14-seitigen Papier wird darauf verwiesen, dass der Nationalpark mit der Intention gegründet worden ist, eine tragende Rolle in der Regionalentwicklung zu spielen. In Salzburg hat die Landesregierung die Vereinbarkeit der Nationalparkregion mit Kraftwerken schon vor 20 Jahren in einem eigenen Beschluss "grundsätzlich abgelehnt". Nach der Überschwemmung Mittersills im heurigen Sommer wurde über ein Speicherkraftwerk im Obersulzbachtal heftig diskutiert. Doch der Beschluss hielt.

In Tirol fällt der Nationalpark in die Verantwortung von Landesrätin Anna Hosp (VP). Gegenüber dem STANDARD erklärt sie, es sei die Aufgabe jener, die ein Schutzgebiet zu vertreten haben "im Vorfeld zu sagen, welche Probleme es geben könnte". Sie selbst wolle aber keine Stellungnahme abgeben und verweist auf den Beschluss der Tiroler Landesregierung vom August 2005 mit dem ein "weiterer Ausbau der heimischen Wasserkraft in angemessenem Umfang und in umweltschonender Weise" angestrebt wird. Den Salzburger Regierungsbeschluss hält sie für überholt, weil der gesamte Nationalpark auch Natura 2000-Gebiet ist und eine Prüfung der Auswirkung von Projekten im Einzugsgebiet damit obligatorisch sei.

Peter Haßlacher, ÖAV- Raumplaner und Mitglied des Nationalparkkuratoriums, fordert hingegen rasche Klärungen, weil das Image des Nationalparks schon jetzt unter der Debatte leide. Die Region habe einen hohen Stammgästeanteil. Viele können sich noch an die Kraftwerksdebatte der ^80er-Jahre (Speicherprojekt Kalser Dorfertal) erinnern und würden eine jahrelange Baustelle am Eingang des Nationalparks nicht akzeptieren, betont Haßlacher. Ein gerade beschlossenes Tourismusmarketingkonzept wäre zum Scheitern verurteilt. (hs, DER STANDARD Printausgabe 17.11.2005)