Innsbruck/Wien - "Wir sind ganz gut aufgestellt", sagt Ingo Appelt. Andere sagen, dass er gemeinsam mit Walter Delle Karth, dem Obmann des Bobclub Igls, und Gerhard Rainer die Crème de la Crème des heimischen Bobsports bildet. Ab sofort kommen zwei Damen quasi in den Genuss dieser Crème, Christine Müßiggang und Claudia Renner bilden jene Crew, die an die internationale Zweierbob-Spitze herangeführt werden soll. Appelt ist einer, der den Weg dorthin kennt, er war 1992 Olympiasieger im Viererbob. Rainer kennt den Weg nicht so gut, er war 1992 Olympia-Achter, 1994 dopte er und trat zurück.

Der Damenbobsport ist jung und auch wieder alt. So sind, als gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf Straßen erstmals dahin geschlittert wurde, oft sogar fünf Frauen auf einem Bob unterwegs gewesen, wie dem St. Moritzer Sportarchiv zu entnehmen ist. Ein Foto von 1920 zeigt im Bob "Haidenschaft" eine reine Frauenmannschaft, angeführt von der Lenkerin, Frau Kelderer. Doch beim Gründungskongress des internationalen Verbands (FIBT) 1923 in Paris wurden Frauen von Wettbewerben ausgeschlossen.

Tschechoslowakei (1955) und Frankreich (1975) bekamen mit Initiativen die kalte Schulter gezeigt. Erst 1995 sanktionierte die FIBT Rennen für Frauen, im Februar 2000 fand die erste WM statt. Selbst der skeptische Weltverband legt sich ins Zeug, weil das IOC nur noch Sportarten forciert, die von Männern und Frauen betrieben werden. Kürzlich nahmen am Weltcup-Auftakt in Calgary immerhin 25 Teams aus 13 Nationen teil, führend sind Deutschland, die USA, Kanada und Italien. Etliche Ex-Rodlerinnen sitzen am Steuer, während viele Leichtathletinnen oder Kraftsportlerinnen am Start für Schub und Speed sorgen und im Ziel bremsen.

Steuerfrau Müßiggang und Bremserin Renner kommen aus dem Bodybuilding, fuhren 2004/05 im Europacup, wollten schon aufhören, dann stellte Appelt einen Sponsor (Dark Dog) auf, nun hat man gutes Material und neuen Ehrgeiz entwickelt. Europacup (ab 21. November) und Weltcup (ab 5. Dezember) stehen an in Igls, wo Anfang Februar auch eine JuniorInnen-WM steigt. Die Olympischen Spiele (Turin, Februar) kommen wohl zu früh, jene in Vancouver 2010 kommen "gerade recht", wie Appelt sagt. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 17. November 2005, Fritz Neumann)