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Foto: AP /Francois Mori
Paris - Die Unruhen in Frankreich nützen offenbar dem Ansehen von Innenminister Nicolas Sarkozy. Obwohl sein Umgang mit der Krise von Vertretern der Opposition und in den Medien deutlich kritisiert wurde, verbesserten sich Sarkozys Zustimmungswerte in der Bevölkerung laut einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Ipsos gegenüber Oktober um elf Prozentpunkte. Die Umfrage unter 958 Personen wurde am 12. November im Auftrag des Nachrichtenmagazins "Le Point" durchgeführt. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Krawalle bereits seit einigen Tagen zurück.

Die linke Opposition hat Sarkozy vorgehalten, den Zorn der Jugendlichen in den Vorstädten mit starken Worten anzuheizen - der Innenminister bezeichnete Randalierer mehrfach als "Gesindel". Der Ipsos-Erhebung zufolge befürworten jedoch 63 Prozent der Befragten seine Politik. Direkt nach seinem Umgang mit den Unruhen befragt, lobten sogar 68 Prozent der Teilnehmer Sarkozy, und 64 Prozent trauen ihm eine "dauerhafte Lösung" der Probleme in den Vorstädten zu. Von Premierminister Dominique de Villepin glauben dies 58 Prozent, Staatspräsident Jacques Chirac genießt in dieser Frage nur das Vertrauen von 39 Prozent der Befragten.

Lage "nahezu normal"

Nach einem neuerlichen Rückgang der Unruhen in der Nacht zum Mittwoch bezeichnete das Innenministerium die Lage in den Vorstädten am Morgen als "nahezu normal". Landesweit seien in der 20. Nacht seit Beginn der Ausschreitungen 163 Fahrzeuge in Flammen aufgegangen, in den meisten Gemeinden aber höchstens fünf. Die schwerwiegendsten Vorfälle wurden erneut aus der Provinz gemeldet: In Grenoble wurde eine Schule in Brand gesteckt, in Chalons-en-Champagne nordöstlich von Paris eine weitere Bildungseinrichtung.

In Romans-sur-Isere im Departement Drome im Südosten des Landes wurde am späten Dienstagabend eine Kirche durch Brandstiftung schwer beschädigt, wie die Präfektur mitteilte. Ein Zusammenhang mit den landesweiten Ausschreitungen war zunächst unklar. Innenminister Sarkozy erklärte am Mittwoch, Angriffe auf Gebetsstätten seien empörend, egal welche Religion dort ausgeübt werde. "Es sind Symbole des Friedens und der Hoffnung, die angegriffen werden."

Chirac forderte am Mittwoch in Paris eine vollständige Aufklärung des Übergriffs. Die Urheber müssten bestraft werden. In den vergangenen Wochen waren bereits zwei Moscheen attackiert worden.

In der Nacht zum Mittwoch wurden auch zwei Autowerkstätten angezündet. In Saint-Fons im Département Rhône mussten deswegen 40 Anwohner vorübergehend ihre Häuser verlassen, in Vitry-le-Francois im Département Marne wurden elf in der Werkstatt geparkte Fahrzeuge zerstört.

Zahl der Festnahmen auf 2.888 angestiegen

50 Personen wurden festgenommen, die Zahl der Festnahmen seit Ausbruch der Unruhen stieg damit auf 2.888, wie das Innenministerium mitteilte. An sozialen Brennpunkten landesweit seien in der Nacht zum Mittwoch 10.600 Polizisten und Gendarmen im Einsatz gewesen, zu größeren Zusammenstößen sei es aber nicht gekommen. Ein Polizist sei bei der Festnahme einer Gruppe von Jugendlichen verletzt worden, die mit Säure gefüllte Flaschen auf das Rathaus von Pont-Eveque im Departement Isere schleuderten.

Noch im Laufe des Abends wollte der Senat über die von der Nationalversammlung bereits gebilligte Verlängerung des Ausnahmezustands entscheiden. Der Notstand, der die Verhängung von Ausgehverboten ermöglicht und die Befugnisse der Polizei etwa bei Hausdurchsuchungen erweitert, soll um drei Monate verlängert werden. (APA/AP)