Neue Alben von The Mitchell Brothers, Public Enemy und Broadcast
Christian Schachinger
,
THE MITCHELL BROTHERS
A Breath Of Fresh Attire
(
The Beats/Warner
)
Der erste Act auf Mike Skinners (The Streets) neuem Label. Skinner, der derzeit zwingendste britische Chronist der proletarischen Vorstadtkultur zwischen Pub, Wettlokal, Fußballplatz, Getränkemarkt und DVD-Player im Wohnzimmer, hat auch bei diesen zwei falschen Brüdern vor allem musikalisch die Fäden in der Hand. Deshalb hören wir auch hier derbe Laptop-Beats zwischen Grime, Garage, HipHop, Drum'n'Bass und krude, aus alten Flohmarktplatten gestanzte Filmmusik-Orchester-Samples, über denen die Mitchell Brothers gemütlich soulig Erlebnisse aus ihrem Alltag nuscheln und lallen.
Alone With The TV
spricht für sich selbst. In
Routine Check
geht es um rassistisch motivierte Polizeiamtshandlungen. Ansonsten: jede Menge derbe Freizeitunterhaltung für und von Menschen, die traurigerweise überhaupt nur Freizeit haben. Achtung: wird gerade als neues heißes Ding gehandelt! Wenn sie dann endlich serviert wird, ist die Suppe oft schon kalt.
PUBLIC ENEMY
New Whirl Odor
(
Slamjamz/Hoanzl
)
Und wenn die wichtigste und sprachgewaltigste Gruppe der HipHop-Geschichte (
It Takes A Nation Of Millions To Hold Us Back
oder
Fear Of A Black Planet
...) eines Tages einmal das schlechteste Album ihrer Karriere vorlegen sollte, was hier nicht der Fall ist: Im Gegensatz zu 99 Prozent des ganzen Mists, mit dem uns eingerauchte Kleinkriminelle und Pornoproduzenten wie 50 Cent oder Snoop Dogg derzeit belästigen, haben Public Enemy noch immer Botschaften. Die erschließen sich nicht über dicke Goldketten und weibliche Wackelhintern in Videos, sondern über afroamerikanische P.O.L.I.T.I.K.. An ihren Songtiteln sollt ihr sie erkennen: "Revolution!"
BROADCAST
Tender Buttons
(
Warp/Edel
)
Die erste Band außerhalb strenger Elektronik auf dem verdienten britischen Elektronik-Label Warp kombiniert einmal mehr charmante 60er-Jahre-Chanson-Technik und Lieder im Stile Velvet Undergrounds mit sperrigen elektronischen Bausteinen. Sehr charmant! (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.11.2005)
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