Sydney - Der mutmaßliche ungarische Nazi-Kriegsverbrecher Lajos Polgar, der der Beteiligung am Holocaust verdächtigt wird, hält sich selbst für unschuldig. "Ich habe nichts zu befürchten", sagte der in Australien lebende 90-Jährige in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der australischen Nachrichtenagentur AAP.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum, das an der Ausforschung von Holocaust-Mitverantwortlichen arbeitet, beschuldigt Polgar, als Mitglied der Pfeilkreuzler-Partei, der ungarischen Entsprechung der Nationalsozialisten, für den Tod zahlreicher Juden mitverantwortlich gewesen zu sein. In dem AAP-Interview räumte Polgar zwar ein, er sei als Jugendfunktionär tätig gewesen und habe auch als Sekretär des später als Kriegsverbrecher hingerichteten Politikers Jozsef Gera agiert. Der heute 90-Jährige erklärte jedoch, er sei damals noch "zu jung" gewesen, um an den Verbrechen beteiligt gewesen zu sein.

Die Pfeilkreuzler hatten nach ihrer Machtübernahme im Oktober 1944 zehntausende ungarische Juden deportiert und Tausende am Ufer der Donau erschossen. Bis März 1945 sollen 50.000 Juden von der Nazi-Partei ermordet worden sein. Polgar, der vor seiner Flucht aus Ungarn im Jahr 1949 noch Lajos Kardos hieß, lebt in Melbourne und hatte bereits früher gemeint, die Pfeilkreuzler seien nicht antisemitisch gewesen. (APA/MTI)