Straßburg – Wie dringend das Problem ist, konnten 40 EU-Parlamentarier im Vorjahr durch einen vom World Wildlife Fund organisierten Selbsttest feststellen. 76 verschiedene synthetische Substanzen fanden sich im Blut der EU-Abgeordneten. In den Adern der Parlamentarier zirkulierten Rückstände von bromierten Flammschutzmitteln, Weichmachern, Fluorchemikalien und polychlorierten Biphenylen (PCB), die als krebserregend gelten und inzwischen weltweit verboten sind.

Obwohl die meisten der in Alltagsgegenständen verwendeten Chemikalien schon seit Jahrzehnten in Gebrauch sind, wurden sie noch nie oder nicht ausreichend auf ihre Gefährlichkeit getestet. Das wird durch die neue Chemikalienverordnung EU-weit geändert. Bisher gab es nur alarmierende Einzelstudien.

So veröffentlichte Greenpeace in dieser Woche eine Untersuchung über sieben Kinderprodukte: drei Puppen, ein Quietschtier, eine Wickelauflage, einen Hüpfball und einen Kinderwagenregenschutz. Die Ergebnisse laut Greenpeace: Alle sieben Produkte, die in Österreich gekauft worden sind, enthalten stark gesundheitsgefährdende Substanzen. Ein Hüpfball erreichte einen Anteil von rund siebzig Prozent des fruchtbarkeitsschädigenden Phthalat-Weichmachers DINP, der für Kleinkinderspielzeug bereits seit Jahren verboten ist. Das Hormongift Nonylphenol wurde in allen Produkten in hoher Konzentration nachgewiesen, das aufgrund seiner fortpflanzungsgefährdenden Eigenschaften in Verruf geratene Bisphenol-A in vier Produkten.

Die Umweltorganisation Global 2000 ließ kürzlich die Raumluft sechs fabrikneuer Limousinen analysieren. Insgesamt 98 Chemikalien fanden sich, darunter auch einige, die als gesundheitsgefährdend gelten. (Alexandra Föderl-Schmid, DER STANDARD, Print-Ausgabe 18.11.2005)