Wien – "Ich verstehe Herrn Vogt ja gut", reagiert Gesundheitsstadträtin Renate Brauner (SP) im Gespräch mit dem STANDARD die Ungeduld des Wiener Pflegeombudsmannes Werner Vogt bei der Durchsetzung seiner Anliegen. "Aber die meisten seiner Forderungen sind bereits auf Schiene."

Werner Vogt hatte, wie berichtet, neuerlich die rechtliche Anerkennung seines Amtes verlangt, um Missständen im Pflegebereich leichter entgegentreten zu können. Brauner verweist darauf, dass Vogt Mitglied der Heimkommission ist, die Ende Juni bei der Wiener Patientenanwaltschaft eingerichtet wurde und die Rechte der Heimbewohner sicherstellen soll. Somit sei das Problem gelöst. Würde man die Funktion des Pflegeombudsmanns rechtlich verankern, müsste das Gesetz für die Patientenanwaltschaft geändert werden, sagt Brauner: "Ich bin dagegen, dass die Patientenanwaltschaft, die auch für Pflegeeinrichtungen zuständig ist, ausgehöhlt wird."

Was die Kampagne für ehrenamtliche Mitarbeiter in Pflegeheimen betrifft, die Vogt als "halbherzig" kritisiert hatte, würde genug getan, um mehr Menschen anzuwerben, bekräftigt Brauner. Auch die Kritik am Kulturangebot für pflegebedürftige Menschen weist die Stadträtin zurück. Gerade im Geriatriezentrum am Wienerwald in Lainz gebe es regelmäßig Veranstaltungen, Lesungen und Ausstellungen. Auch Vogts Vorwurf, dass die meisten Patienten in Lainz ihre Mahlzeit erst bekommen, wenn sie schon kalt ist, lässt man nicht auf sich sitzen. "Das war ein logistisches Problem, das schon vor dem Sommer abgestellt wurde", versichert Roland Paukner, Pflegedirektor im Wiener Krankenanstaltenverbund.

Im Geriatriebereich werde ein konkreter Plan verfolgt. "Oberstes Ziel ist es, dass die Menschen möglichst lange zu Hause bleiben können", erklärt Brauner. Dazu wird – wie auch von der Opposition gefordert – die ambulante Pflege sowie das Angebot an Tageszentren ausgebaut.

Zudem werden Standorte für kleine lokale Heime gesucht, um im Gegenzug die Betten in den großen Geriatriezentren abbauen zu können, sowie bestehende Einrichtungen renoviert. Brauner spricht sich auch dafür aus, über eine verpflichtende Pflegeversicherung nachzudenken: "Die Finanzierung der Pflege ist die größte Herausforderung der Zukunft." (kri/DER STANDARD, Printausgabe, 18.11.2005)