Eines der beiden Brückenkopfgebäude (im Bild vorn links) an der Linzer Nibelungenbrücke wird 2008 frei. Das Finanzamt zieht um, für die Kunst-Uni, die im anderen Haus ist, die einmalige Chance, sich zu vergrößern.

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Mit dem ÖBB-Büroturm eröffnen sich für Linz neue Möglichkeiten. In das Hochhaus übersiedeln Finanzämter, in die alten Gebäude könnten Kunst- und Bruckner-Uni einziehen. Nationalratsabgeordneter Kurt Gaßner fürchtet, dass sich "Beteiligte goldene Nasen verdienen". ´

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Linz - Für den oberösterreichischen SPÖ-Nationalratsabgeordneten Kurt Gaßner ist die geplante Übersiedlung der Linzer Finanzämter ein mehr als fragwürdiges Projekt. Aus dem Grund stellte er nun eine parlamentarische Anfrage an Finanzminister Karl-Heinz Grasser. Schon jetzt kann ihm sein Parteikollege und Linzer Planungsstadtrat Klaus Luger eine Antwort geben. "Es ist ein sinnvolles Projekt vom Bund."

Die Skepsis von Gaßner wurde durch ein internes Papier des Ministeriums geweckt. Die drei Finanz- und Zolldienststellen in der oberösterreichischen Landeshauptstadt sollen in das von dem Wiener Architekten Wilhelm Holzbauer geplante Hochhaus ziehen. Die ÖBB wird diesen "Tower" mit einem Konsortium im Anschluss an den neuen Hauptbahnhof errichten. Am 10. November hat die Stadt Linz die Baubewilligung erteilt.

Die Pensionsversicherungsanstalt und das neue Finanzunternehmen sollen in den 90 Meter hohen Büroturm einziehen, sagt Luger. Für den Bund entstehen dadurch deutlich mehr Kosten, entnimmt Gaßner jenem internen Papier. So würden die Mietkosten von derzeit knapp 2,2 Millionen auf mehr als 2,6 Millionen Euro pro Jahr steigen. "Bei wesentlich geringerer Nutzfläche: von derzeit 23.478 auf 13.450 Quadratmeter", so Gaßner. Bei den ÖBB konnte bis Redaktionsschluss niemand diese Zahlen bestätigen.

Der SPÖ-Stadtrat kann sich grundsätzlich nicht vorstellen, dass das Finanzministerium ein schlechtes Geschäft machen werde. Mit der Umsiedlung werden in Linz drei Gebäude frei, für welche "die Bundesimmobiliengesellschaft Geld lukrieren kann". Vor allem zwei Objekte ließen sich laut Planungsstadtrat leicht vermarkten. Das Finanzamt, das noch in einem der Brückenkopfgebäude an der Nibelungenbrücke untergebracht ist. "Wenn das frei wird, kann sich endlich die Kunst-Uni vergrößern", meint Luger. Die Privathochschule ist in dem zweiten Brückkopfgebäude untergebracht.

Mehr Platz für Unis Interessenten für die derzeitige Finanzlandesdirektion in der Zollamtsstraße seien auch vorhanden. Ein Hotel oder die Anton-Bruckner-Uni. Auch diese Privatuniversität braucht dringend Platz. Das Hauptgebäude im Linzer Stadtteil Urfahr kann die 850 Studenten für Tanz, Musik und Schauspiel nicht mehr fassen. Die Finanzlandesdirektion als neuer Hochschulstandort wird derzeit geprüft. Für die Uni kommt auch das Areal des alten UKH infrage, im Anschluss an das neu entstehende Musiktheater. Bis Februar soll die Entscheidung gefallen sein. (ker, DER STANDARD - Printausgabe, 18. November 2005)