Rom - Die rechtsliberale Tageszeitung "Il Foglio" unter
Kontrolle der Familie des italienischen Ministerpräsidenten Silvio
Berlusconi protestiert wegen der Verhaftung des britischen
Rechtsextremisten David Irving in Österreich. "Man verhaftet nicht in
aller Stille einen Historiker wegen seiner Geschichtsbücher, nicht
einmal, wenn in diesen Büchern zum zweiten Mal ein Volk ausgelöscht
wird, das bereits in den Gaskammern ausgerottet wurde", hieß es in
einem Kommentar in der Freitagsausgabe der Tageszeitung.
Der britische Rechtsextremist war am 11. November auf Grund eines
Haftbefehls des Landesgerichts Wien aus dem Jahr 1989 in der
Steiermark verhaftet worden.
"Ideen werden mit anderen Ideen bekämpft, dies ist ein absolutes
Prinzip des modernen Liberalismus und darf daher nicht relativiert
werden. Die Aktion, den Autor wegen eines Buchs zu inhaftieren,
gleicht einem intellektuellen und kulturellen Scheiterhaufen, auf dem
die allgemeine Freiheit verbrannt wird, auch wenn der Inhalt des
Werks abscheulich ist", heißt es im Kommentar, das auf den
Chefredakteur der Tageszeitung, Giuliano Ferrara, zurückzuführen ist.
"Man muss Acht geben: Oriana Fallaci und Michel Houellebecq sind
wegen Essays, Romanen und öffentlichen Aussagen vor Gericht
gelandet."
"Es geht um unterschiedliche Situationen, die eines gemeinsam
haben: Das zunehmende Unbehagen bezüglich der Meinungsfreiheit, die
Europas demokratische Verfassungen auf dem Papier heilig halten,
während die Gesetzgebung und die konformistische Öffentlichkeit in
der Praxis verteufelt wird", ist zu lesen. "Das Europa unserer Tage
weckt den Eindruck eines Kontinents, in dem neue Intoleranzen Wurzeln
schlagen. Die Bücher werden mit Büchern und die Ideen mit Ideen
bekämpft", so der Kommentar. (APA)