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Besetzt die Sitze in der Estag neu und sucht Partner: der neue steirische Landeshauptmann Franz Voves.

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Graz - Der politische Farbenwechsel in der Steiermark von schwarz auf rot induziert auch im Landeskonzern Energie Steiermark AG (Estag) deutliche Veränderungen - personell wie strategisch. Hinter den Kulissen werden bereits die Weichen neu gestellt. Aufsichtsratspräsident Johannes Ditz, der von der ÖVP eingesetzt wurde, dürfte noch vor der für Jahresbeginn 2006 geplanten vorzeitigen Ablöse ausscheiden. Dem Vernehmen nach will Ditz bereits Anfang Dezember freiwillig den Chefsessel räumen. Letztlich auch, um einem "Hinauswurf" zuvorzukommen.

Ditz wollte am Freitag seinen Rückzug noch vor Weihnachten nicht ausschließen. Er werde in jedem Falle die "Mittelfristpläne des Konzerns" noch fixieren, "und dann überlegen", sagte der ehemalige ÖIAG-Vorstand zum STANDARD. Warten, bis ihn die reguläre Hauptversammlung im März ablösen werde, wolle er jedenfalls "sicher nicht". Mit ihm gesprochen habe über einen wahrscheinlichen Wechsel an der Aufsichtsratsspitze aber noch niemand.

Als neuer Estag-Aufsichtsratschef wird Peter Schachner-Blazizek nachrücken. Schachner-Blazizek ist derzeit Aufsichtsratsvize, ehemaliger steirischer SPÖ-Vorsitzender und Mentor des jetzigen Landeshauptmannes Franz Voves.

Neue Strategie

Strategisch soll das steirische Paradeunternehmen ebenfalls neu aufgestellt werden. Zu Hilfe kommt Voves dabei der mögliche Ausstieg von Electricité de France (EdF) und Gaz de France, die 25 Prozent plus eine Aktie an der Estag halten. Der französische Staatskonzern, der vor dem Börsengang steht, war 1998 mit 5,6 Mrd. Schilling (407 Mio. Euro) bei der Estag eingestiegen.

Dass EdF und GdF ihre Anteile wieder abstoßen könnten, ist seit Längerem im Gespräch. Der Verbund, der in der Estag-Tochter SSG sitzt, hat sich bereits vorgedrängt und schon mehrmals Interesse am Kauf des EdF/ GdF-Paketes angemeldet, zuletzt im Oktober.

Voves, der die Beteiligungen des Landes managt, will nun offensichtlich den Plan der "Wiener" durchkreuzen und die EdF-Anteile selbst übernehmen. Der Landeshauptmann sitzt mit dem Syndikatsvertrag, der dem Land Steiermark ein Vorkaufsrecht zusichert, auch am längeren Ast. Die Anteile sollen aber nicht beim Land verbleiben. Voves denkt daran, einen neuen strategischen Partner hereinzuholen, der das Manko des Unternehmen als reines Handels- und Netzunternehmen aufhebt. Dies könne durchaus der Verbund sein, dann aber zu den Bedingungen der Estag.

Weitere Interessenten

Es stünden aber auch anderen Interessenten bereits vor der Tür. Einen Börsengang, wie ihn Ex-Wirtschaftslandesrat Herbert Paierl, der im Zuge des "Estag-Skandals" zu Magna abgewandert war, will der neue Eigentümervertreter ausschließen. Voves zum STANDARD: "Das ist derzeit überhaupt nicht aktuell."

Ditz hält die Estag längst wieder für börsereif, sie bräuchte aber eine "Story". Die Eckdaten des Konzern hätten sich heuer weiter verbessert, der Wert des Unternehmens sei "wieder bedeutend gestiegen", das Konzernergebnis besser als 2004. (Walter Müller, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19./20.11.2005)