Der neue Mobilkom -Chef Boris Nemsic (42) steht vor der Aufgabe, für die Mobilkom das Zeitalter des mobilen Internet einzuläuten. Der vormalige Generaldirektor der kroatischen Mobilkom-Tochter VIPNet hat die Nachfolge von Heinz Sundt angetreten, der Mitte April den Vorstandsvorsitz der Telekom Austria (TA) übernommen hat. Das wichtigste Ziel sei der Erwerb einer Lizenz für die dritte Mobilfunkgeneration UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), die in Österreich im Dezember versteigert werden, sagte Nemsic heute bei seiner Antrittspressekonferenz. Expansion nach Südosteuropa Das zweite große Thema für die Mobilkom sei die Expansion nach Südosteuropa, stellte Nemsic fest. Das Geld für die geplanten Investitionen will Nemsic teils aus dem Cashflow bestreiten. Den Rest werde sich die Mobilkom vom Kapitalmarkt holen, ein Investitionspartner sei möglich. Ein Zwischenschritt auf dem Weg zur Datenautobahn für Mobiltelefone ist der Standard GPRS (General Packet Radio Service), den die Mobilkom im Sommer einführen will. Die Investitionen für den paketorientierten Hochgeschwindigkeits-Datendienst GPRS, der u.a. Navigationssysteme, Info-Services sowie Telematikanwendungen wie Messungen, Steuerungen und Flottenmanagement ermöglichen soll, belaufen sich auf rund 300 Mill. S (21,8 Mill. Euro). Für UMTS muss die Mobilkom angesichts der astronomischen Beträge, die für UMTS-Auktionen erwartet werden, aber weit tiefer in die Tasche greifen. Es gebe ein klares Bekenntnis der Mobilkom-Eigentümer TA und Telecom Italia, eine UMTS-Lizenz für die Mobilkom zu erwerben, betonte Nemsic. Die Hochgeschwindigkeits-Technik UMTS kann Daten mit bis zu zwei Megabit pro Sekunde übermitteln. Sie ist damit bis zu 30 Mal schneller als ISDN (64 kBit pro Sekunde) und bis zu 200 Mal schneller als heutige Handys (9,6 kBit pro Sekunde). In Europa ist die schrittweise Markteinführung von UMTS ab 2002 geplant, in Österreich sollen die UMTS-Lizenzen im Dezember versteigert werden. Marktführer im heimischen Mobilfunk Die Mobilkom ist in Österreich mit einem Marktanteil von 53 Prozent und knapp 2,4 Mill. Kunden Marktführer im heimischen Mobilfunk. Das Unternehmen beschäftigt 1.800 Mitarbeiter. 1999 setzte die Mobilkom nach vorläufigen Angaben knapp 16,7 Mrd. S (1,214 Mrd. Euro) um, ein Viertel mehr als 1998. Das Unternehmen investierte im Vorjahr 2,8 Mrd. S. Der Posten des Mobilkom-Generaldirektors sei nicht ausgeschrieben, sondern "freihändig vergeben" worden, um angesichts des drängenden Börsegangs der TA einen schnellen Wechsel in den TA-Vorstand zu ermöglichen, erläuterte Sundt, der weiterhin im Aufsichtsrat der Mobilkom vertreten sein wird. Ein Nachfolger für Technik-Vorstand Ernst Tallowitz, der mit Jahresende in Pension geht, soll im Sommer gefunden werden. Die Nachfolge von Nemsic bei der VIPnet soll in wenigen Wochen feststehen, so Nemsic. VIPnet ist am 1. Juli 1999 in Kroatien gestartet und hat mit mehr als 150.000 Teilnehmern bereits den bisherigen Marktführer, die mehrheitlich in Staatsbesitz stehende Cronet, überholt. 2004 will das Unternehmen Gewinne schreiben. VIPnet gehört zu 51 Prozent der Mobilkom, 19 Prozent hält der US-GSM-Netzbetreiber Western Wireless, die restlichen 30 Prozent stehen in Besitz kroatischer Unternehmen, darunter eine Zeitung, Versicherung und Bank.(APA)